Fair Trade Fashion – Die Geschichte hinter dem Label

Fair Trade Fashion: The Canadian Fair Trade Network
Man kann es drehen und wenden, wie man will – wenn ein T-Shirt im Geschäft für 2,90 Euro angeboten wird, dann muss daran etwas faul sein. Denn dann basiert dieser lächerlich günstige Preis auf der Ausbeutung anderer. Das dürfte spätestens seit dem Gebäudeeinsturz vom Rana Plaza, bei dem am 24. April 2013 1.127 Menschen ums Leben kamen und hunderte Menschen schwer verletzt wurden, selbst dem letzten verwöhnten westlichen Konsumenten klar sein. Seit dem (vermeidbarem) Unglück findet langsam aber sicher ein Umdenken in der internationalen Textilindustrie statt. Endlich erreicht das Thema Sweatshop-Arbeit die breite Masse und der Druck auf Textilunternehmen wächst. Nicht zuletzt dank zahlreicher erfolgreicher Kampagnen und Initiativen von Nichtregierungsorganisationen wie der Clean Clothes Campaign, Fashion Revolution oder The Canadian Fair Trade Network (CFTN). Bei The Canadian Fair Trade Network handelt es sich um eine NGO, die mit der Zivilgesellschaft sowie mit Mitgliedern aus der Industrie zusammenarbeitet und Aufklärungskampagnen rund um das Thema Fair Trade betreibt. Die Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, die kanadische Bevölkerung für einen fairen Handel zu sensibilisieren sowie Kanadas Bemühen, auf internationaler Ebene soziale Verantwortung zu übernehmen, zu verstärken.

Mit extrem schlauen Kampagnen macht die Organisation immer wieder auf weltweite katastrophale, unmenschliche Arbeitsbedingungen aufmerksam – ganz gleich, ob auf Kindersklaven in der Kakaoindustrie oder schwere Missstände in der Textilbranche. Mit der in Kollaboration mit ReThink Communications entstandenen »The Label Doesn’t Tell the Whole Story«-Kampagne macht CFTN auf ebenso plakative wie provokante Art und Weise auf die Sweatshop-Industrie aufmerksam und wirbt gleichzeitig für Fair Trade Fashion. Auf den extrem langen Etiketten ist zu lesen, wie das betreffende Kleidungsstück tatsächlich entstanden ist: Also welcher Fabrikarbeiter aus Bangladesch, Kambodscha, Sierra Leone oder einem anderen Billiglohnland unter welchen (menschenunwürdigen) Bedingungen an der Herstellung des Textils beteiligt war.

Jedes Etikett verrät, dass es sich um 100 Prozent Baumwolle handelt. Aber darunter steht jeweils eine fiktive, jedoch durchaus realistische Geschichte. Ein kurzer, schockierender Auszug aus dem Leben eines Fabrikarbeiters. Beispielsweise die Geschichte eines Vaters, der aufgrund der in den Textilien enthaltenen und jahrelang eingeatmeten, lebensgefährlichen Pestiziden an Leukämie erkrankt ist und dessen Tochter bald in derselben Fabrik anfangen wird zu arbeiten. Oder die Schilderung über das Leben des neunjährigen Behnly, der jeden Morgen um 5 Uhr aufsteht und erst im Dunkeln wieder nach Hause kommt und für seine Arbeit bei Temperaturen um die 30 Grad noch nicht mal einen Dollar täglich bekommt. Oder Joya, die mit 12 Jahren die Schule verlassen hat, um ihre beiden Brüder und ihre verwitwete Mutter zu unterstützen. Ihr Vater kam bei einem Feuer in einer Fabrik gegenüber ums Leben. Abschließend steht in jedem Etikett der Vermerk: »Das Label verheimlicht die wahre Geschichte«.

Sakko oben:
»100% cotton. Made in Bangladesh by Joya who left school at the age of twelve to help support her two brothers and newly widowed mother. Her father was killed when a fire ripped through the cotton factory where he works. She now works in the building across the street from the burned down factory. A constant reminder of the risk she takes every day. The label doesn’t tell the whole story.«

 

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»100% cotton. Made in Sierra Leone by Tejan. The first few times he coughed up blood he hid it from his family. They couldn’t afford medical treatment and he couldn’t risk losing his long-time job at the cotton plantation. When he fell into a seizure one day it could no longer be ignored. The diagnosis was pesticide poisoning. The lack of proper protective clothing has left him with leukemia at the age of 34. He has two daughters. One of them starts work at the factory next year. The label doesn’t tell the whole story.«

 

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»100% cotton. Made in Cambodia by Behnly, nine years old. He gets up at 5:00 am every morning to make his way to the garment factory where he works. It will be dark when he arrives and dark when he leaves. He dresses lightly because the temperature in the room he works reaches 30 degrees. The dust in the room fills his nose and mouth. He will make less than a dollar, for a day spent slowly suffocating. A mask would cost the company ten cents. The label doesn’t tell the whole story.«

Die Idee der »The Label Doesn’t Tell the Whole Story«-Kampagne ist so simpel, wie überzeugend und wirkungsvoll: Denn wenn wir Konsumenten beim Kauf eines neuen Kleidungsstückes die ganze, schockierende Geschichte lesen würden, dann würde uns die Lust auf ein 2,90 Euro T-Shirt (hoffentlich) für immer vergehen.

Fotos: The Canadian Fair Trade Network

 

Hier geht es zum bewegenden Interview mit Bibi Russell, dem Ex-Model, das in den vergangenen zwei Jahrzehnten wahre Pionierarbeit in ihrem Heimatland Bangladesch geleistet hat.

Und hier finden sich diverse wundervolle Fair Fashion-Alternativen.

 

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