I love myself – Lucie Beyer über Selbstliebe 

Eco Lifestyle, Yoga, Acroyoga: I love myself - Lucie Beyer über Selbstliebe

Selbstliebe ist alles andere als egoistisch. Die Berliner Yoga- und AcroYoga-Lehrerin Lucie Beyer erklärt, warum Selbstliebe so wichtig und gesund ist und wie wir lernen können, fairer mit uns selbst umzugehen.

Das »Schlimmste«, was uns passieren kann, ist, dass wir uns in Oberflächlichkeiten verlieren. In externer Aufmerksamkeit, die so gar nichts mit Echtheit und unserem inneren Wesen zu tun hat. Denn das, was uns die Medien predigen – wie wir auszusehen haben zum Beispiel oder was wir kaufen sollten, damit wir glücklich sein können und Glück in der Liebe haben, lenkt uns von unserem eigentlichem Wesen ab.

Ohne es zu merken, werden wir abhängig von äußeren Umständen und das bringt uns immer wieder weg von dem, was uns ausmacht und wer wir wirklich sind. Und das ist auf Dauer ziemlich anstrengend. Denn es erfordert extrem viel Aufwand, eine Fassade aufrecht zu erhalten – zudem ist ein Leben an der Oberfläche alles andere als nachhaltig. Früher oder später kracht das Kartenhaus immer zusammen. Das nennen wir dann Burnout.

»Friede beginnt damit, dass jeder von uns sich jeden Tag um seinen Körper und seinen Geist kümmert.« Thich Nhat Hanh

Was dann? Mmmmhh, zunächst tut die Erkenntnis, eventuell ein falsches Leben im richtigen zu führen natürlich verdammt weh, aber es wirft uns auch mit voller Wucht wieder auf uns selbst zurück und lädt uns zur Reflektion und Selbstliebe ein: »Liebe Dich selbst. Das nimmt Dir keiner ab und es ist die Grundlage dafür, andere Menschen zu lieben und das Leben wahrhaftig zu genießen.«

Was kann bei diesem »Wunder« der Selbstliebe helfen? Allem voran Echtheit.

Leichter gesagt als getan. Was kann bei diesem »Wunder« der Selbstliebe helfen? Allem voran Echtheit. Die Entscheidung, ganz bewusst Mensch zu sein und sich selbst und anderen erlauben, menschlich zu sein. Wir alle haben Gefühle wie Angst, Wut, Zweifel, Unsicherheit und Sehnsucht. Wir haben Ideen und versteckte Wünsche, magische Kräfte und Visionen von einem besseren Heute.

Als ich neulich auf einer thailändischen Insel auf eine Toilette gehen wollte, kam gerade eine wunderschöne Frau heraus und warnte mich: »Achtung, das wird jetzt etwas stinken«. Irgendwie war das so normal, wie sie es sagte, dass ich nur erwiderte: „Ach ja, wir stinken ja alle mal!“ Das war echt. Das war menschlich. Wir tun immer so, als würden wir nicht furzen – schieben es auf den Hund oder aufs Kind… Dabei machen das alle. Egal ob reich, arm, dick, dünn. Egal ob Supermodel, Kassiererin, Yogalehrer oder Präsident (obwohl, die furzen bestimmt am meisten).

»Wenn wir nicht wissen wie wir gut zu uns selbst sind, können wir uns nicht um andere kümmern, die wir lieben. Uns selbst zu lieben ist das Fundament, um eine andere Person zu lieben.«  Thich Nhat Hanh

Wenn ich über Äußerlichkeiten schreibe, möchte ich das Ganze nicht bewerten. Wir alle umgeben uns gerne mit schönen Dingen. Ich liebe es beispielsweise, originelle Dinge zu entdecken und diese zu verschenken. Und auch ich verdiene und verprasse mein Geld in einem kapitalistischen System. Wir können dieses Spiel der Illusion jedoch mit viel Freude und Echtheit spielen.

Selbstliebe heißt nicht zwangsläufig, dass wir komplett aussteigen und uns in einem Ashram verkriechen müssen.  

Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass wir in unserem Kern bereits komplett sind und regelmäßig für spirituellen Ausgleich sorgen. Es gibt so viele Schauspieler, Models, Musiker und Geschäftsleute, die jeden Tag meditieren und ein gesundes »Selbstbewusstsein« in ihren Alltag tragen. Selbstliebe heißt nicht zwangsläufig, dass wir komplett aussteigen und uns in einem Ashram verkriechen müssen. Selbstliebe geht auch zu Hause. Jetzt. Hier. In jedem Augenblick.

Eine weitere Facette der Selbstliebe ist das Mitgefühl mit sich selbst. Die innere Gnade, das sich Vergeben. Sicher kennst du das Gefühl, bei einem Fehler allzu hart mit dir ins Gericht zugehen. Energetisch fühlen sich solche abwertenden Gedanken etwa so an, als würden wir uns mit der Bratpfanne auf den Kopf hauen. Wie in einem Comicstrip…

Wir müssen Fehler machen, um zu wachsen

Es ist einfach unlogisch, wenn wir uns innerlich selbst abwerten und für Fehler bestrafen. Denn Fehler sind ein Teil des Werdeprozesses! Wir befinden uns in einem ständigen Wandel. Nichts ist beständig, außer der Veränderung. Allein unser Körper produziert in jeder Sekunde etwa eine Million neuer Zellen. Jetzt. Jetzt. Und jetzt. Wie können wir da nur so beharrlich auf unseren Fehlern herumreiten? Die brauchen wir doch, um zu wachsen!

Eine meiner Lehrerinnen gab mir einmal die Hausaufgabe, jeden Tag mindestens einen Fehler zu machen und dann ganz bewusst »Ups« zu sagen. Leicht und locker bleiben, wenn’s drauf ankommt. Mich selbst annehmen im Prozess des Werdens und des Seins.

Warum fällt es uns nur immer wieder so schwer, uns mit unserer Menschlichkeit und all unseren (vermeintlichen) Fehlern und Makeln anzunehmen? Weil wir uns ablenken und Bilder von Perfektion vorgaukeln lassen. Was dagegen hilft? Unter anderem Rituale. Finde etwas, das nur dir gehört. Einen Moment am Tag, an dem du in Stille in dich hinein hörst, tanzt, deinen Körper nach einem Bad einölst oder bewegst. Eine Zeit, in der du dich selbst umarmst und genau so annimmst, wie du gerade bist: Perfekt in deiner menschlichen Unperfektheit. Glaube daran, dass es diesen Raum und diese Zeit gibt und mach dich selbst zu deiner Priorität. Warum? Weil Du es wert bist.

Fotos: Melanie Höld Photography

Und hier findet ihr einen weiteren inspirierenden Text von Lucie Beyer: Eine Hommage an den Handstand.