Made with passion: Handbestickte Taschen von ABURY

Fair Fashion, Slow fashion und grüne Mode von Abury und Andrea Kolb

Mit Abury hat die Berlinerin Andrea Kolb nicht nur ein wunderbares Taschen- und Accessoire-Label ins Leben gerufen, sondern eine Plattform geschaffen, die interkulturelle Handwerkskunst fördert und Designer und Handwerker aus aller Welt miteinander verbindet.

Dank dem internationalen Gastautoren- und Botschafternetzwerk von ABURY treffen hier einzigartige Handarbeit und faszinierende Geschichten aus verschiedenen Kulturen aufeinander. Sämtliche ausgewählten Labels stehen für die drei Säulen von ABURY – innovatives Design, exklusive Handarbeit und sozialer Impact. Alle zwei Monate wird jeweils ein Land in den Fokus gerückt und von einem lokalen VIP-Ambassador präsentiert. One of a Mind startet mit Indien und Bandana Tewari, Fashion-Editor der Vogue India. ABURY ist also auch ein wunderbares Beispiel dafür, wie Globalisierung im Idealfall aussehen sollte. Wir sprachen mit der beindruckenden Unternehmerin über den von ihr ins Leben gerufenen globalen Designercontest »Abury Design Experience« und darüber, dass Design die Macht hat, die Welt zu verändern und zu einem besseren Ort zu machen.

Liebe Andrea, 2011 hast du dein Label Abury ins Leben gerufen. Was waren deine Beweggründe?
Ich habe zu der Zeit in Marrakesch gelebt und ein Haus gemeinsam mit traditionellen Handwerkern umgebaut. Fasziniert vom Handwerk habe ich begonnen, alte handbestickte Taschen zu sammeln, die heutzutage so kaum mehr hergestellt wurden. Mit jeder Tasche erfuhr ich mehr über die Herausforderungen: Vieles wird bereits aus China importiert, dadurch fallen die Preise, das Handwerk wird nicht mehr respektiert, die Kinder lernen es nicht mehr – es stirbt aus! Gleichzeitig sind wir hier in unserer Welt auf der Suche nach handgemachten, einzigartigen Produkten, die eine Geschichte erzählen, die nicht perfekt sind, individuell produziert, etc.
Und so ist die Idee entstanden, eine Plattform zu schaffen, die den Menschen vor Ort hilft, ihr Handwerk zu aktualisieren, modernisieren, um damit wieder Geld verdienen zu können. Dafür haben wir dann den Abury Circle of Design entwickelt: Wir suchen das beste Design Talent auf der Welt über die ABURY Design Experience. Wir geben den Designern ein Reise- und Produktionsbudget, mit dem sie ca. zwei Monate in einem Land bleiben können, dort Workshops geben und eine Capsule Kollektion kreieren können. Wir vermarkten die Kollektionen und verkaufen diese – 50 Prozent der Profite werden dann über die Abury Foundation in den Ländern in Bildungsprojekte investiert. Auf die Weise verdienen sich die Menschen vor Ort z.B. die Bildung ihrer Kinder selbst – so entsteht wieder eine ganz andere Form von Respekt gegenüber dem Handwerk, aber auch gegenüber dem Wert des Handwerks.

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Interkulturelle Kooperationen mit Kunsthandwerkern, eine eigene Foundation und die im letzten Jahr gegründete Design Experience. Abury ist weit mehr als ein Fashion Label …
Wir sehen ABURY selbst mehr als inklusive Plattform, denn als exklusives Label. Wir glauben daran, dass »Design has the power to change the world!« ABURY bringt Menschen zusammen und schafft den Raum, dass gemeinsam etwas Besonderes entstehen kann – dabei wird gleichzeitig Verständnis füreinander geschaffen. Ein Ziel ist es, Menschen zu ermöglichen, in ihrem Umfeld, mit den Fähigkeiten, die sie haben, in eine wunderbare Zukunft gehen zu können – ohne, dass sie in die nächste Stadt oder in ein anderes Land flüchten müssen.
Die ABURY FOUNDATION ist dabei der gemeinnützige Arm, der z.B. die Bildungsprojekte vor Ort umsetzt. Wir haben in Marokko seit drei Jahren eine Schule, in der im Moment 40 Frauen und 32 Kinder täglich in die Schule gehen. Wir haben mit Portraid.org ein Projekt mitinitiiert, welches bereits über 60 Augenoperationen für alte Kunsthandwerker finanziert hat (hier werden wir auch bald ein Projekt für Flüchtlinge angehen). Die ABURY Design Experience ist der erste globale Designercontest, der als Preis Designern ein Stipendium gibt, um für 2 bis 3 Monate in ein Land zu gehen, um dort mit den Menschen zu leben und zu arbeiten. Beim letzten Contest haben sich Designer aus 35 Nationen beworben – von den bekanntesten Fashion-Universitäten der Welt, wie dem RCA, Central St. Martins, Parson’s etc. Das zeigt, dass wir bei den Top-Designern einen Nerv getroffen haben.

Was können wir von anderen Kulturen und Völkern lernen?
Sehr viel. Ich könnte Seiten füllen. Wenn man aber in ländliche Gegenden geht, fallen ein paar Dinge direkt auf. Und das gilt für Marokko, Ecuador und Rumänien gleichermaßen. Erst mal sind die Menschen wahnsinnig gastfreundlich, offen und liebevoll. Die Familie steht über allem – nichts ist wichtiger als die Familie. Und man wird beim Wort genommen. Das Wort zählt! In unserer Welt hantiert man viel mit Floskeln wie »Bis bald«, »Ja, tolle Idee, lass uns mal darüber sprechen«, »Klar, ich komme morgen zur Party«, ohne, dass wir darüber nachdenken und oft gleich schon wieder vergessen haben, was wir gesagt haben. Das geht dort nicht. Jedes Wort wird abgespeichert, wörtlich genommen und auch so eingefordert – zu Recht! Mir hat das beigebracht, mir meine Worte wieder besser zu überlegen. Und die Worte der anderen auch stärker zu hinterfragen – der Wert Verlässlichkeit hat durch meine intensive Arbeit mit den Kulturen eine ganz neue Bedeutung bekommen.

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In welche Richtung sollte sich die Modeindustrie in den kommenden 20 Jahren entwickeln? Welche Strukturen, Grundvoraussetzungen müssen gegeben sein, bzw. fehlen derzeit?
Die Industrie kann sich nur mit dem Kunden weiterentwickeln, ich glaube, man muss sie zwingen, sich zu ändern. Manchmal frage ich mich, ob man nicht, ähnlich wie im Bereich Zigaretten und Alkohol, Werbebeschränkungen für Modeunternehmen einführen sollte, weil viele ja auch das Leben von Menschen riskieren…
Aber zu der Frage: Wie viele Farben, Schnitte, Teile muss ich wirklich jeden Monat kaufen, um glücklich und hip zu sein? H&M, PRIMARK, ZARA sind alles Phänomene der letzten 30 Jahre – das heißt, Fast Fashion ist eigentlich eine sehr junge Entwicklung. Und seit dieser Entwicklung ging alles rasend schnell, man ging von Billigland zu Billigland, einfach um immer schneller noch mehr auf den Markt zu bringen. Mode gab es aber auch schon davor, nur hat man da auch mal eine Hose gestopft.
Ich glaube, wir müssen uns alle wieder auf ein paar alte Werte besinnen. Ist es wirklich wichtig, jeden Tag etwas anderes anzuziehen, 30 T-Shirts im Schrank zu haben, 50 Paar Schuhe, etc.? Vielleicht brauchen wir Role Models, die cool sind und sich trauen, zweimal mit dem gleichen Kleid über den roten Teppich zu gehen und dafür von den Medien gelobt werden… Die Industrie muss gleichzeitig ganz neue Business-Modelle schaffen. Wir sehen jetzt ja schon, wie in den USA, aber auch langsam hier, Vintage und Secondhand Online-Märkte oder Mode-Leihmärkte zu riesigen Geschäftsmodellen wachsen. Nachhaltige Produktion ist ein Teil, ich glaube aber, das reicht nicht – es muss eine grundsätzliche Bewusstseinsänderung bei allen stattfinden.

Denkst du, dass es in 20 Jahren noch einen Markt für billig produzierte Fast Fashion geben wird?
Das hängt meiner Meinung nach davon ab, ob es bis dahin evtl. Gesetze geben wird, die es solchen Retailern schwer machen, vor allem aber vom Konsumenten und seiner Einstellung. Aber ich traue mich nicht, eine konkrete Prognose abzugeben.

Was rätst du Jungdesignern, die sich mit einem nachhaltigem Modelabel selbstständig machen wollen?
Nachhaltigkeit allein reicht nicht, wird langsam schon fast commodity. Du musst durch einen eigenen, besonderen Style überzeugen. Ich würde jedem jungen Designer raten, zuerst Erfahrungen in der Industrie zu sammeln und sich nicht gleich selbstständig zu machen. Kontakte pflegen, etc. Und ich würde allen raten, sich einen Partner zu suchen, der ihre Fähigkeiten komplementiert. Am besten sogar eine Betriebswirt oder ähnliches, so dass sie sich wirklich auf das Design und die Kollektion konzentrieren können und jemand sich aber auch um die wirtschaftliche Entwicklung der Firma kümmert!

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Wohin geht die Reise von Abury?
Wir planen gerade die zweite »ABURY DESIGN EXPERIENCE«, die Anfang nächsten Jahres startet. Wir werden neue Kulturen aufnehmen und präsentieren, eine davon auch in Europa. Unser Ziel ist es, langfristig auf allen Kontinenten mit vielen verschiedenen Kulturen zu arbeiten und stylisches Handwerk aus der ganzen Welt zu präsentieren. Wir recherchieren gerade nach Communities aus der ganzen Welt, die sich bei uns bewerben können, um Teil der Abury Familie zu werden. Außerdem werden wir neben Fashion-Accessoires auch bald handgemachte Interior-Accessoires in das Produktportfolio aufnehmen. Wir möchten aber auch noch stärker zur Stimme im Fashion-Bereich werden, die Stellung bezieht. Deshalb haben wir bereits 2015 in Berlin die FAB (Fashion, Arts and Business) Talks gelauncht. bei denen wir alle drei Monate Entscheider aus der Berliner Modeszene zusammenbringen, um sich miteinander auszutauschen. Und international sind wir jetzt z.B. eine Kooperation mit dem Fashion Revolution Team in London eingegangen, deren Gründerin Orsola de Castro auch bei uns in der Jury der Design Experience sein wird. Denn die Frage »Who made my clothes« können wir definitiv und ganz eindeutig beantworten.

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Fotos: PR

 

Und hier geht es zu unserem Abury Shooting mit den wunderschönen Accessoires: Abury – und die schönsten Fair Fashion Frühlingslooks

 

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