Wir waren auf der Fashion Week 2016 in Berlin und möchten euch unseren kleinen Lagebericht nicht vorenthalten. Anbei ein Best-of an Eco Modeveranstaltungen, die wir in der (eiskalten) Metropole besucht haben. Dass nachhaltige, fair produzierte Mode inzwischen ein fester Bestandteil der Berliner Fashion Week ist, haben wir nicht zuletzt Magdalena Schaffrin zu verdanken, die 2009 gemeinsam mit Jana Keller von ROYAL BLUSH, den Green Showroom ins Leben gerufen hat.
Das sympathische Event am Rande der Fashion Week, wird inzwischen von immer mehr Besuchern frequentiert und findet seit einigen Saisons zusammen mit der Ethical Fashion Show im Postbahnhof statt. Insgesamt 160 internationale Eco Labels präsentieren dort auf zwei Ebenen fair und nachhaltig produzierte Mode & Accessoires – informative Side Events inklusive. Die Resonanz ist riesig und so registrieren Designer wie beispielsweise Alina Schürfeld, die Luxus-Schuhe aus pflanzlich gegerbtem Leder fertigt und bereits seit 2012 im Green Showroom ausstellt, einen deutlichen Umbruch: «Inzwischen sind die Besucher der Fashion Week – Journalisten wie Einkäufer – nicht mehr bloß neugierig, viele kennen bereits die Philosophie meiner Marke und da die Nachfrage an guten, handgefertigten Produkten beständig wächst, wird auch mehr denn je geordert.» Klingt so, als seien der Green Showroom und die Ethical Fashion Show an einem Punkt angelangt, an dem ihre (Aufklärungs-)Arbeit endlich Früchte trägt. Wurde auch höchste Zeit!
Auch Hess Natur richtet im Rahmen der Fashion Week seit Jahren smarte Events aus – so auch in diesem Jahr. Im herrschaftlichen HOTEL DE ROME wurde zum Boulevard of Green geladen. Das Motto: Die Natur hält Einzug in die Stadt, Nachhaltigkeit hat die Mitte der Gesellschaft erreicht. Ob dem denn auch wirklich so ist, wurde im Rahmen der Trenddebatte »Slow Fashion – Zukunft oder Utopie?« kontrovers diskutiert. Dr. Eike Wenzel vom Institut für Trend- und Zukunftsforschung zeigte sich optimistisch, während Alfons Kaiser von der FAZ skeptisch auf konsumwütige Primark-Shopper und auf den in den vergangenen zwei Jahrzehnten rapide angestiegenen Modekonsum verwies. Am Ende der Debatte schien Herr Kaiser jedoch davon überzeugt, dass die Slow Food-Bewegung der vergangenen Jahre erst den Anfang einer bewussten, neuen Konsumeinstellung markiert.
Die smarten Wortbeiträge von Renate Künast, die unauffällig und bescheiden inmitten des Publikums Platz genommen hatte und darauf verwies, dass es sich bei der Slow Fashion Bewegung nicht um einen vergänglichen Trend, sondern eine dauerhafte neue Konsumhaltung und um einen gesellschaftlichen Sinneswandel handele, dürfte ihren Teil dazu beigetragen haben. Die Grünen-Politikerin appellierte an die Macht der Konsumenten, sowie an die Notwendigkeit cleverer Bündnisse. Das Bündnis für nachhaltige Textilien zum Beispiel, dem sich auch Hess Natur vor anderthalb Jahren angeschlossen hat.
Ach ja, schöne Zukunftsaussichten gab es natürlich – mal ganz abgesehen von der lebhaften Debatte – in Gestalt der Hess Natur Herbst/Winterkollektion 2016, die während der Fashion Week in Auszügen zu sehen war. Eines war auf den ersten Blick klar – unter Federführung der neuen Kreativchefin Tanja Hellmuth (ehemals St. Emile) schlägt Hess Natur einen völlig neuen Kurs ein – die Kollektionen sind plötzlich clean und puristisch. Und modisch ohne modisch sein zu wollen. Aus unserer Sicht besonders gut gelungen sind die aufeinander abgestimmten Farbnuancen (pudriges Rosé, Rauchblau, Burgunder, softe Nudetöne & Erdfarben) sowie die Schuhkollektion!
Ein weiteres optisches Highlight im Rahmen der Fashion Week war eindeutig die kommende Herbst/Winterkollektion von Anne Gorke. Der »bauhausinspirierten« Berlinerin gelingt der Hybrid-Akt, Nachhaltigkeit und High Fashion sowie Farben, Formen und Texturen so miteinander zu verknüpfen, dass ein Look entsteht, der gleichermaßen sportlich wie sophisticated (und in jedem Fall tragbar) ist: Fake Fur in Kombination mit fließenden Jerseys und transparenten Stoffen, Hemdblusenkleider, 7/8-Hosen, bodenlange, weit schwingende Röcke, gepaart mit eleganten Kastenjacken. Die Silhouetten: lässig und körperfern. Die Farbwelt: gedeckte Töne wie Schwarz und Pflaume, die durch einzelne krachend rote Kollektionsteile aufgefrischt werden. Zum Schluss der Show tanzte Anne Gorke (mit kugelrundem Babybauch) gemeinsam mit DJane und ihren Models auf der Bühne. Die Message: Leute, es gibt allen Grund zu feiern – wir sind auf einem verdammt guten Weg!
Fotos: PR, Lesley Sevriens
Und hier gibt’s noch mehr Fair Fashion!
