People Berlin – Wenn aus Straßenkindern Designer werden

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Mode ist elitär? Das Label People Berlin zeigt ganz klar, das dem nicht so ist und bietet Berliner Straßenkindern eine Möglichkeit, sich künstlerisch und frei zu entfalten und gemeinsam mit Designern und kreativen Köpfen eigene modische Highlights zu entwerfen.

Manchmal muss man tief, sehr tief fallen, um wieder nach oben zu kommen. Umso stolzer kann man dann aber auf sich sein, wenn man es geschafft hat und gleichzeitig auch anderen Mut machen kann, es einem gleichzutun. Das Leben auf der Straße ist ein hartes Pflaster, besonders für Kinder. In Deutschland leben schätzungsweise 30.000 Kinder und junge Erwachsene auf der Straße. Die Perspektive fehlt, das Licht am Ende des Tunnels kommt hier meist wirklich vom Ende des Tunnels, in den man sich verkrochen hat, um Wind und Wetter zu entkommen. Schnell werden Suchtmittel aller Art zum vermeintlichen Retter in der Not, um den erdrückenden Lebensumständen wenigstens zeitweise zu entkommen. Dass dies der falsche Weg ist und einen nur noch tiefer in die Misere zieht, ist dabei den wenigstens bewusst. Denn die Frage, die sich den Jugendlichen stellt, ist: Gibt es hier überhaupt noch einen Weg hinaus, einen, der wirklich ins Licht und nicht in den Regen führt?

People Berlin – ein Hoffnungsschimmer

Die gute Antwort: Ja, gibt es. Einer davon ist die Mitarbeit beim Berliner Label People Berlin, das von der Hilfsorganisation Karuna e. V., Hilfe für Jugendliche in Not, ins Leben gerufen wurde. People Berlin hat es sich, unter der Leitung der beiden Designerinnen Eva Sichelstiel und Ayleen Meissner, zur Aufgabe gemacht, verzweifelten Straßenkindern einen Raum zu bieten, in dem sie sich entfalten und ihre Kreativität produktiv nutzen können. Dafür wurde People Berlin 2015 mit dem BKM-Preis der Bundesregierung für Kulturelle Bildung ausgezeichnet. Bei der Arbeit entwerfen die Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 27 Jahren sowohl Kleidung als auch verschiedenste Objekte, um so ihren Gefühlen, Gedanken, Träumen und Visionen eine Form zu geben. Was den Käufer dabei erwartet? Einzigartige Stücke, die ihre ganz eigene Geschichte erzählen und einen kurz innehalten lassen, um zu überlegen, in was für einer Gesellschaft wir eigentlich leben und darüber zu staunen, welches Potenzial und Motivation in jedem einzelnen Menschen vorhanden ist und manchmal buchstäblich einfach auf der Straße liegt. So kann Mode unsere Wahrnehmung verändern und ein elitäres, nur einigen Wenigen vorbehaltenes Metier wird auf einmal radikal demokratisiert und entwickelt eine vereinende Kraft.

Neue Perspektiven, Struktur und Selbstwirksamkeit

Die Beschäftigung sowie das eigenständige Entwerfen von Kleidungsstücken oder Objekten kann bei den Jugendlichen wie ein Motivationsschub wirken. Sie sehen, dass sie etwas bewirken und erreichen können und beginnen daraufhin ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken. »Ich brauche eine Tagesstruktur, die mich motiviert, morgens aufzustehen«, erzählt der 25-jährige J. Und so erscheint dank People Berlin eine Ausbildung und die Erfüllung des eigenen Berufswunsches plötzlich kein Ding der Unmöglichkeit mehr zu sein. So wie am Papier Strich um Strich ein neuer Entwurf entsteht, gehen die Jugendlichen Schritt um Schritt einem selbstbestimmten, erfüllten Leben entgegen.

Authentische, von Jugendlichen gestaltete Mode statt Fast Fashion

Die erste People Berlin Edition startete 2015 unter dem Titel »Stop Labeling« und setzte sich mit der Frage auseinander, wer eigentlich bestimmt, was gut und perfekt ist und was nicht? Wieso einem Ideal entsprechen, wenn es so viel Neues zu entdecken gibt? Die Jugendlichen zerschnitten Kleidung und setzten sie wieder neu zusammen – aber auf ihre ganz eigene Art und Weise. Und diese beinhaltete bewusst eingebaute Fehler. Das Ergebnis: Egal, ob Fehler oder nicht, diese Kleidung kann man tragen! Und fällt damit – auch im hippen Berlin, wo alles möglich scheint – angenehm auf.

2016 wurde die Edition »Snow in Summer« präsentiert (ein Jahr lang dauern die Arbeiten an einer Kollektion – weg von Fast Fashion, hin zu Zeit und Muße). Das Thema? Kein Geringeres als Heimat. Besonders für obdachlose Menschen ist dieser Begriff oft mit Schmerz und familiären Problemen verbunden, aber auch mit nostalgischen Erinnerungen an frühere Zeiten, als alles vielleicht noch einfacher war. Und natürlich mit der Frage: Wer definiert meine Heimat, mein Herkunftsland, wer ich bin?

Unlike you – Bekleidungsnormen werden bewusst an ihre Grenzen gebracht

2017 steht unter dem Motto »Unlike you«. Die Jugendlichen empfinden sich als anders, fühlen, dass sie nicht den starren Regeln unserer Gesellschaft entsprechen. Dies drücken sie modisch gekonnt aus, indem Bekleidungsnormen bewusst an ihre Grenzen gebracht waren. Dafür werden verschiedenste Materialien und gegensätzliche Elemente miteinander kombiniert und so treffen klassische Nadelstreifen eben auch mal auf Designelemente aus der Jugendszene. Im Zentrum steht dabei nicht der Unterschied, sondern das Zusammenführen von Verschiedenem. Dadurch entsteht etwas inspirierend Neues, das zwar keinen Konventionen entspricht, aber dennoch seine Daseinsberechtigung hat! Genauso wie jeder Mensch auch – egal aus welchem Land, Bezirk oder Straßeneck er auch kommen möge.

 

Fotos: PR

Und hier geht’s zu einem weiteren tollen Label aus Berlin, das wahre Integrationsarbeit leistet: Be Able – Design mit Flüchtlingen und Behinderten.

 

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