Dein Instagram Account wurde gehackt oder gelöscht? Du bist nicht alleine auf weiter Flur: Wie einige von euch vielleicht mitbekommen haben, war während der Berlin Fashion Week im vergangenen Sommer unser Peppermynta Instagram Account plötzlich verschwunden. Er war partout nicht mehr auffindbar. Ein Hacker-Angriff? Ein technischer Defekt? Hatte Instagram unseren Account plötzlich gesperrt, beziehungsweise bewusst gelöscht? Fenja und ich hatten keinen blassen Schimmer, stattdessen Panik pur. Ein Erfahrungsbericht – inklusive Tipps und vorbeugender Maßnahmen!
F enja und ich sitzen zurückgelehnt auf Liegestühlen, die Gesichter in der Sonne, eine kalte Schorle in der Hand, unsere nackten Füße im Sand vergraben. Wir lassen die zurückliegenden Fashion Week Tage Revue passieren und freuen uns auf das bevorstehende Wochenende. Plötzlich trudelt eine Facebook-Nachricht von einem Bekannten ein. »Was ist mit eurem Instagram Account los?« »Wieso, was soll denn sein?« Beinahe zeitgleich bekommt Fenja eine weitere Nachricht von einer befreundeten Bloggerin. »Ich wollte euch gerade bei Instagram vertaggen. Aber ich kann Peppermynta dort nirgends finden.« Spätestens in diesem Moment breitet sich ein leiser Anflug von Panik aus (dieser sollte erst der zarte Vorgeschmack auf die Achterbahn, beziehungsweise den Sinkflug der Gefühle sein, der sich in den kommenden Stunden breit machen sollte. Wir beide rufen zeitgleich Instagram auf unseren Handys auf – und in der Tat, unser Account ist nicht mehr auffindbar. Häh?!Könnte unser Account gehackt worden sein?
Stattdessen erhalten wir die Anweisung, einen mehrstelligen Zahlencode einzugeben, der uns, falls er uns noch nicht vorliegt, an unsere Mobilnummer zugeschickt werden soll. Unsere Handynummer wiederum können wir jedoch nicht eingeben. Leicht erhöhter Panikpegel. Erstes Surfen im Netz und die bange Frage »Könnte unser Account vielleicht gehackt worden sein?« Aber warum ausgerechnet unser Account? Im Vergleich zu anderen Profi-Accounts ist unserer mit zu diesem Zeitpunkt knapp 10.000 Followern ja geradezu ein Witz. Wer sollte daran Interesse haben? Wobei wir gleich beim nächsten wichtigen Punkt wären: 10.000 Follower oder wie der Insider sagt »10k« – für andere (vor allem für Nicht-Instagramer) nur eine belanglose, läppische Zahl, für uns jedoch eine Hausnummer, an der wir, ob wir wollen oder nicht, gemessen werden. Gemessen von wem? Von der Konkurrenz, von potentiellen Kunden, von PR- und Marketing-Experten, die diese Accounts und Zahlen manchmal jedoch gar nicht richtig analysieren und kritisch durchleuchten.
Instagram ist so mächtig, dass es sich der Konzern leisten kann, auf jeglichen Support zu verzichten
Irgendwann hat dieses Spiel angefangen, beziehungsweise das Tauschgeschäft. Fotos gegen Likes. Like for Like. Likes gegen Bares (»unauffällige« Produktplatzierungen) oder anderweitige Werbedeals und Kooperationen. Denn die Werber dieser Welt glauben, dass sie mit Instagram die ideale Plattform gefunden haben, um ihre Produkte »authentisch« ins Meer der Bilderflut zu integrieren. Dabei wirken viele Produktplazierungen (Apropos: Hier geht’s zur peinlichsten Instagram-Kampagne des Jahres) einfach nur plump und erfahrungsgemäß (davon kann jeder Blogger ein Lied singen) klickt nur ein schwindend geringer Anteil von Instagram-Usern auf die jeweiligen Webseiten.
Die Wahrheit ist: Viele User interessieren sich gar nicht richtig für das, was an Information hinter einem Bild oder einem Brand stecken könnte, sondern verteilen ihre »Amazing«, »Love it« oder »Wow« oft nur, weil sie sich dafür im Gegenzug ebenso nichtssagende Wows, Herzen und Kussmünder wünschen. Hauptsache viele Kommentare!
Ganz schön crazy diese Social Bubble! Aber wer ist hier der eigentliche Gewinner und allmächtige Strippenzieher?! Instagram, beziehungsweise Facebook. Das Medium ist so mächtig und gigantisch, dass es sich der Konzern leisten kann, komplett auf jegliche Form von Hilfeleistung zu verzichten. Es gibt keinerlei Support von Instagram selbst, keine Service Hotline. Nichts. Nada. Man wird komplett alleine gelassen und so sind die einzigen Informationen, auf die wir in diesen bangen Stunden stoßen, verzweifelte Erfahrungsberichte anderer User, deren Accounts ebenfalls plötzlich verschwunden sind…
Warum spielen wir dieses wahnsinnige Spiel alle überhaupt mit?
Wir begeben uns alle in eine enorme Abhängigkeit, ohne uns dessen überhaupt bewusst zu sein. Wir alle spielen diese schräge Spiel und machen diesen Wahnsinn mit – und genau damit machen wir uns quasi mitschuldig. Denn mit unserer Jagd nach immer mehr Likes und Followern halten wir diese ungesunde Maschinerie am Laufen und machen sie Tag für Tag noch mächtiger.
Als Fenja und ich vor gut anderthalb Jahren unser Webmagazin Peppermynta ins Leben gerufen haben, war uns klar, dass wir parallel einen Facebook Account aufbauen und mit regelmäßigen Posts versehen müssen – und noch wichtiger – dass wir einen Instagram Account benötigen, um auf anderen Kanälen sichtbar zu sein und unsere Reichweite zu erhöhen. Wer dann noch die Energie und Zeit hat, bespielt am besten »nebenbei« auch noch Snapchat, Google+, Pinterest und Twitter. Schnell sollte sich herausstellen, wie unglaublich zeitaufwendig allein die Betreuung des Social Media Kanals Instagram ist. Fenja hat in den vergangenen Jahren im Durchschnitt etwa 1,5 Stunden täglich darauf verwendet, sich mit unserem Instagram-Account zu beschäftigen. Mit täglichen, frühmorgendlichen Posts (denn dann gibt es am meisten Likes) und vor allem mit dem Liken, Folgen und kommentieren anderer Posts und Accounts. Denn nur wer sehr aktiv ist, wird umgekehrt mit Likes und einer steigenden Followerschaft belohnt. Soweit so bekannt. Allerdings ist aus der ursprünglich inspirierenden Plattform mit authentischen Schnappschüssen längst ein knallhartes und skrupelloses und zu großen Teilen leider ziemlich verlogenes Business geworden. Und eigentlich wissen das auch fast alle. Trotzdem spielen alle dieses Spiel mit, inklusive Fenja und mir. Weil wir längst abhängig sind von Instagram (das seit gut fünf Jahren eine weitere magische Zutat im Facebook-Zauberkasten ist und dessen wechselnde Algorithmen unser digitales Leben von heute auf morgen extrem erschweren können).
»Lesley, wir sind ein Nichts. Wir sind eine Null, wir sind nichts mehr wert!«
Aber zurück zur Berlin Fashion Week. Da hatten wir also tagelang unsere Visitenkarten und unser Peppermynta Paper verteilt und Dutzende neuer Kontakte gemacht und ausgerechnet jetzt lag unser Instagram Account lahm – unsere digitale Visitenkarte, die sich bestimmt zahlreiche Interessierte angucken würden. Als wir Panikstufe drei erreicht haben, fassen wir den Entschluss, uns schnell auf den Weg in unsere beiden Gast-Wohnungen zu machen, damit wir uns im Netz schlau machen und herausfinden können, ob unser Account gehackt, gelöscht oder nur temporär zum Erliegen gekommen ist.
Etwa zwei Stunden später habe ich eine völlig aufgelöste, heulende Fenja am Telefon. »Lesley, unser Account ist unwiderruflich weg. Ich habe mit Flo (einem Social Media Experten, bei dem sie in Berlin zu Besuch war) gesprochen. Wenn der Account einmal weg ist, kann man ihn nicht wiederherstellen. Wir waren so kurz vor den 10.000 Fans! Was hab ich dafür geschuftet. Was für eine verschenkte Lebenszeit«. Dazwischen immer Schluchzer, Schniefer und lauthalses Gejammer. »Lesley, wir sind ein Nichts. Wir sind eine Null, wir sind nichts mehr wert!« »Aber Fenja, wir haben doch noch immerhin unsere Webseite, Peppermynta.de. Soll die etwa nichts wert sein?« Gute Frage. Soll die tatsächlich nichts wert sein? Die Seite, auf der es die eigentlichen Inhalte zu lesen gibt? In der die eigentliche Arbeit, Recherche und der wirkliche Gehalt stecken?
Der Kampf um die größtmögliche Followerschaft hat in den vergangenen Jahren absurdeste Ausmaße angenommen: So ist es inzwischen vollkommen normal, dass selbst Teenager sich gegenseitig zum Geburtstag einen Satz Fake-Follower (im 100er oder 1000er Pack) schenken. Anbieter dieser Fake-Follower gibt es wie Sand am Meer. Und wenn sich selbst Schüler diese Fans in ihren digitalen Warenkorb legen können, wie verlockend muss dieses omnipräsente Angebot erst für große Marken, Magazine und Influencer sein? Ja, und wir geben an dieser Stelle unumwunden zu: Auch wir sind dem Druck erlegen und haben Follower zugekauft. 2 x 250 Stück um genau zu sein. Davon haben wir 250 Stück allerdings kurz danach wieder verloren, da wir anscheinend Bots gekauft hatten… So, jetzt ist’s raus. Weil wir diese Aktion schon kurz darauf total bekloppt und mega peinlich fanden, haben wir es bei diesen zwei Einkäufen belassen. Ganz schön paradox: Wir kaufen uns »echte« Follower, machen uns jedoch keinerlei Gedanken, woher denn diese 1.000 »echten« Follower eigentlich kommen und schreien empört auf, wenn unserem Account etwas zustößt… Damit befeuern wir alle diesen Teufelskreislauf.
PR-Agenturen sollten sich nicht blenden lassen und stattdessen überprüfen, wie authentisch die Accounts sind
Wer sich einmal die Mühe macht, bestimmte Accounts etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, wird feststellen, dass es bei einigen Accounts eine auffällige Diskrepanz zwischen der Anzahl der Follower und der Likes und Kommentaren gibt. Wer über 20.000 Follower hat, jedoch im Schnitt nur um die 50 Likes und kaum Kommentare pro Post, bei dem kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass geschummelt wurde. Das Gleiche gilt für Accounts (hier sprechen wir von seriösen deutschen Printmagazinen), deren angebliche Fans zuhauf aus Südamerika kommen und manche Bilder auffällig viele mandarinsprechende Chinesen geliked haben.
Follower sind längst zur knallharten Währung mutiert. Und wie immer, wenn es um Geld geht, scheint so ziemlich jedes Mittel recht zu sein. So ist es inzwischen Gang und Gäbe, dass Accounts gehackt, die Bilder gelöscht, umbenannt, aber mit Followern bei Ebay vertickt werden (mehr dazu erfahrt ihr auf maedchenhaft.net). Solche Fake-Accounts sind quasi die 5-Minuten Terrine der Instagram Accounts. Unsere Panik an dem Abend in Berlin war also absolut nicht unberechtigt…
Unser Account tauchte übrigens am nächsten Morgen, nach ziemlich genau 18 Stunden wie von Geisterhand wieder auf. Scheinbar war es einfach nur ein temporärer technischer Defekt. Inzwischen haben wir die 10k erreicht. Sind die wir deshalb die glücklicheren Menschen oder leisten die bessere Arbeit? Mit Sicherheit nicht. Was Fenja und ich aus dieser Erfahrung gelernt haben? Fenja hat für sich die Lehre gezogen, dass sie sich von Instagram nicht länger ihren Tagesablauf diktieren lässt und fortan wieder mehr Zeit in der analogen Welt verbringt und auf den ein oder anderen Post getrost verzichtet. Denn hey, es ist nur Instagram. Außerdem sind wir verdammt froh, neben dem ganzen Social Media-Wahnsinn eine Webseite aufgebaut zu haben, dank der wir autark sind. Eine Seite mit Texten wie diesen. Diesen Artikel dürft ihr übrigens gerne via Facebook teilen. Und wenn ihr mögt, auch auf Instagram. Ihr könnt ja nen Screenshot davon machen. Kann allerdings gut sein, dass ihr dafür kaum Likes bekommt.
6 Tipps – das kannst du vorbeugend tun, damit dein Instagram Account nicht gehackt wird!
1 | FAHR‘ ZWEIGLEISIG
Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, solltest du von Vornherein lieber zweigleisig fahren und ein Blog, beziehungsweise eine Webseite aufsetzen. Mach dich nicht komplett von diesem Medium abhängig!
2 | PASSWÖRTER ÄNDERN
Ist dein Account einmal gehackt, ist er komplett und unwiderruflich weg. Vorsicht ist also besser als Nachsicht: Deshalb solltest du regelmäßig deine Passwörter ändern. Am besten alle drei Monate. Damit du dies nicht vergisst, kann es helfen, dir eine Erinnerung im digitalen Kalender einzurichten. Um auf Nummer Sicher zu gehen, solltest du auch das Passwort deines auf Instagram hinterlegten E-Mail-Accounts ändern.
3 | ACCOUNT DOPPELT ABSICHERN
Außerdem solltest du bei deinem Account unbedingt eine doppelte Sicherheitsstufe – die so genannte »Zweistufige Authentifizierung« – einrichten, die macht dich zwar nicht unverwundbar aber reduziert die Wahrscheinlichkeit, einem Hackerangriff zum Opfer zu fallen enorm.
4 | FAKE EMAILS IGNORIEREN
Aktuell werde viele Blogger mit Fake-Kooperationsangeboten aufs Glatteis gelegt. Merke: Niemals nie den Nutzernamen und das Passwort deines Instagram Accounts an Dritte weitergeben!
5 | UNSERIÖSE APP-ANBIETER MEIDEN
Inzwischen gibt es immer mehr dubiose App-Anbieter, die dir versprechen, deinem Instagram Account mit automatisiertem Liken und gekauften Fans in kürzester Zeit eine riesige Followerschaft zu bescheren. Finger weg von solchen Angeboten! Hier erfährst du, wie du dir einen gut gemachten, ehrlichen Account aufbaust.
6 | FACEBOOK UND INSTAGRAM VERKNÜPFEN
Am besten du legst dir einen Business-Account bei Instagram und Facebook an und verknüpfst beide miteinander.
Fotos: Unsplash
Und hier geht’s zu einem anderen Meinungsstück: Pep Thinks – Wie viel Freiheit verträgt die Meinung?