Tinyhaus – Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House?

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

20 m². Nicht mehr, nicht weniger. Doch wie lebt es sich, abseits von der Social Media-Bubble, in einem echten Tinyhaus? Wir haben Anna und Sebastian auf dem Land besucht. Eine Momentaufnahme über Minimalismus, Reise-Liebe, Gastfreundschaft und den Zauber des Augenblicks.

Als wir mit unserem roten Feuerwehr-Mobil um die Ecke auf den großen Hof schleichen, wird schwer gewerkelt. Anna schrieb mir einige Minuten zuvor, sie sei gerade losgefahren, um einzukaufen. Wir sollten uns einfach wie Zuhause fühlen. Anna und ich, wir lernten uns auf der Naturkosmetik-Messe Vivaness kennen. Sie arbeitet für ein super tolles, dänisches Naturkosmetik-Label und im Gespräch fanden wir heraus, dass wir beide ein Feuerwehr-Auto haben und dass Anna mit ihrem Mann Sebastian im Tinyhaus lebt. Tausend Herzchen in meinen Augen. Auf Instagram folge ich einigen Tiny House und Cabin-Kanälen, die Tag ein Tag aus wunderschöne Hide Aways und durchgestylte Mini-Häuser posten. Blick in die Natur, ein Kaminofen, süße Kissen auf einer kleinen Couch. Doch oft fehlt in diesen Bildern eines: Leben. Und Menschen. Und vielleicht auch der ein oder andere Aktenordner, drei paar Schuhe oder der Einkauf, der gerade eingeräumt wird. Ich wollte wissen, wie es sich wirklich anfühlt, in einem Tinyhaus zu leben – und so machten Roman und ich uns auf die Reise.

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

Tinyhaus – Zeit und Raum für Freiheit

Bei besagtem Einfahren auf dem Hof kommt uns Sebastian mit einer Sack-Karre und viel Steinschutt entgegen. Er, sein Bruder und sein Vater, der Roman später noch mit einem seiner Unimogs fahren lässt, arbeiten gerade am Dachstuhl-Umbau des alten Bauernhofs, auf dessen Gelände das Tinyhaus der beiden steht. »Vor der Reise haben wir unsere Wohnung in Berlin Neukölln fest vermietet – und uns mit Sebastians Tante abgesprochen. Sie lebt hier ganz alleine auf dem Bauernhof und wir wollten raus aus der Stadt, zurück in die alte Heimat. Jetzt arbeiten wir am Dachstuhl und bis alles fertig ist, leben wir in unserem Tinyhaus«, erzählt uns Anna, während sie vorzügliche Pasta mit Parmesan und frischer Zitrone zubereitet.

Sebastian und Anna sind 2018 mit ihrem Feuerwehr Truck ein Jahr durch Europa gereist. Langsam, zusammen, mit Hund Lotta – drei Abenteurer*innen voll im Moment. Der Truck, der selbst wie ein kleines, unfassbar schönes Tiny House ist, hat sie auf das Wohnen auf wenig Raum schon etwas vorbereitet. »Weißt du«, sagt Anna, den Blick aus dem Fenster raus aufs Feld »das schönste im Tiny House ist, dass du eigentlich in der Natur wohnst. Die Bäume, das Gras, die Felder, alles ist so nah. Im Sommer sind wir eigentlich nur im Garten, da verschmilzen Haus und Natur fast miteinander. Im Winter ist es gemütlich und kuschlig im Haus.« Sebastian runzelt die Stirn: »Ich glaube, in einer anderen, dauerhaft warmen Klimazone, ist es am allerschönsten im Minihaus weil man immer drinnen und draußen leben kann.«

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

Das Tinyhaus der beiden ist ehrlich, bewohnt und ganz besonders. Sie kauften es von einem Mann ab, der schon einige Tiny Houses gebaut hatte. Für rund 15.000 Euro. Das Haus ist quasi ein Second Hand Haus – sehr nachhaltig! Innen ist es an der ein oder anderen Stelle etwas eng, wir schieben uns hin und her. Ich knacke für unsere Pasta-Kreation Walnüsse aus dem Garten. Mal auf dem Sofa, mal am Küchentisch, mal an der Küchenzeile. Doch an keiner Stelle fühlt es sich an, als ob wir uns gerade auf weniger als 20m² bewegen. Und schon gar nicht, als ob wir uns auf die Füße treten.

»Das Leben im Tiny House macht alles ein bisschen einfacher. Wir nutzen weniger Dinge, verbrauchen weniger, es ist schneller aufgeräumt und wir zahlen keine Miete«, so Anna. Ich denke an unseren 85 m² Altbau und wie lange es dauert, die ganze Wohnung zu staubsaugen. »Und wir gehen viel öfter nach draußen«, ergänzt Sebastian. »In der Stadt dachte ich mir immer: Mh, okay, was mache ich denn jetzt draußen. Einfach nur um die Häuser laufen? Hier gibt es frische Luft und ganz viel Ruhe in nur wenigen Schritten. Ich bin definitiv viel öfter unter freiem Himmel.« Als wir mit Lotta in den kleinen Auenwald gehen und noch etwas unter Baumriesen wandeln, male ich mir bereits aus, wie wir einfach ein zweites Tiny House neben Annas und Sebastians bauen.

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

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Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

Minihaus – Platz in der kleinsten Hütte

Ich flaniere durch das Mini-Häuschen und frage Anna, wo sie denn ihren Wintermantel verstaut oder den Schlafsack, den sie vielleicht nur ein paar wenige Male im Jahr braucht. Sie lacht: »Wir haben in der Scheune noch einen großen Schrank, da lagern wir Kleidung, die wir, je nach Jahreszeit, nicht brauchen. Wir haben ein klein wenig mehr Sachen als ins Häuschen passen. Und das ist voll okay.« Sie schmunzelt. Mein Möchtegern-Minimalistinnenherz ist für einen kurzen Moment eine Mimose. Geht es dann gar nicht, so richtig, voll und ganz, in ihrem Minihaus zu wohnen? Quatsch – denn a) gibt es keine Urkunde für besonders wenig ins Haus stopfen und b) kann ich es total nachvollziehen, dass man sich von einigen Stücken nicht trennen mag, auch wenn man sie aktuell nicht braucht. Anna hat zum Beispiel viele Möbel ihres verstorbenen Papis, die sie gerne im ausgebauten Bauernhaus-Dachstuhl nutzen will. Wahre Schätze dürfen auch mal versteckt und verstaut werden.

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

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Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

Wie lebt es sich wirklich in einem Tiny House? Ein Besuch auf dem Land im Tinyhaus. Wie wohnt man in einem Minihaus?

Schätze – ein perfektes Stichwort. Und eine mehr als passende Umschreibung für Anna und Sebastian. »Fühlt euch wie Zuhause« Da ist so oft eine Floskel, bei der man dann am Ende wie ein Stockbrot auf einem schicken Sofa sitzt und sich nicht traut, nach einem zweiten Glas Wasser zu fragen. Von Minute eins an fühlten sich Anna und Sebastian so an, als besuchten wir Freunde, die wir lange nicht gesehen haben. Wir kochten, lachten, erzählten von unserer Lebensreise, diskutierten über Klimaschutz und ob ein urbanes Dorfleben möglich ist. »Auf unserer Reise mit unserem Feuerwehrbus ist und so viel Gastfreundschaft begegnet, das wollen wir auch hier in Deutschland kultivieren und zurückgeben«, so Anna. Diese Einstellung ist der Innbegriff von Zwischenmenschlichkeit. Vor allem, wenn man eigentlich »wenig Platz« hat, um Gäste zu empfangen. Diese Bedingungslosigkeit spüren wir auch in der Art und Weise, wie Sebastian und Anna in ihrem Tiny House leben: Wertschätzend, achtsam, zweisam und dankbar.

Am Abend, als wir gemeinsam am Lagerfeuer im Garten sitzen und langsam die ersten Sterne am Himmel blitzen, spricht Roman mit direkt aus der Seele: »Das ist das erste Mal, dass ich mir wirklich richtig gut vorstellen kann, in einem Tiny House zu leben!« Oh, wie recht er hat.

Tausend Dank Anna, tausend Dank Sebastian. Für das unbeschreiblich schöne Wochenende auf dem Land mit euch und den ehrlichen Einblick in euer kleines, großartiges Zuhause.

 

Fotos: Roman Dachsel

 

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