Veja Sneaker – Interview mit Founder Gishlain Morillion

Fair Fashion, Slow Fashion und Öko Mode: Veja – Interview - Francois Ghislain-Morillion - vegane Sneaker

Im Rahmen der Berlin Fashion Week haben wir Ghislain Morillion, Co-Founder des Sneaker Labels Veja auf der nachhaltigen Modemesse Greenshowroom getroffen und mit dem CEO des wohl coolsten Eco Sneaker Labels über vegane Veja Sneaker, den brasilianischen Amazonas und den Turnschuh der Zukunft gesprochen.

Hallo Gishlain, schön dich zu sehen. Welches Modell der Veja Sneaker trägst du heute an deinen Füßen?
Den »V-10« aus braunem Wildleder. Der »V-10« ist ein Sneaker, den wir im vergangenen Jahr anlässlich unseres 10-jährigen Jubiläums gelauncht haben. Und obwohl noch relativ jung, gehört er schon jetzt zu unseren absoluten Bestsellern.

Wer besitzt mehr Sneaker, du oder Sébastien (Anm. d. Red. Co-Founder von Veja)?
Ich schätze, das bin wohl ich. Aber das liegt auch daran, dass ich jedes einzelne Paar trage, bis es komplett abgerockt ist und auseinander fällt. Und erst dann kann ich mich davon trennen.

Inwiefern unterscheidet sich eigentlich der deutsche Markt von dem französischen?
Deutschland ist viel weiter in puncto Nachhaltigkeit und bewusstem Konsum. Alleine in Sachen Recycling. Stichwort Pfand. In Frankreich gibt es im Vergleich zu Deutschland bei Weitem nicht so viele Eco Stores und so eine vielfältige Auswahl an nachhaltiger Mode. Dank eurer Partei Bündnis 90/Die Grünen, die ja bis vor Kurzem noch eine starke Partei war, gibt es in Deutschland ein tief gewachsenes Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

 

Das stimmt. Vom Umweltschutz ist es nicht weit bis zum Tierschutz: Lange habt ihr ausschließlich Lederschuhe mit Naturkautschuksohlen produziert. Inzwischen habt ihr eurer Sortiment um eine vegane Linie erweitert. Was war der Anlass dafür?
Dafür gibt es zwei unterschiedliche Gründe – zum einem haben wir auf den Markt reagiert, denn gerade in Deutschland und den USA gibt es eine enorme, stetig wachsende Nachfrage nach veganen Produkten und eben auch nach veganen Schuhen.
Der zweite Grund sind unsere persönlichen Erfahrungswerte, die wir aufgrund der Verwendung und Verarbeitung von Naturkautschuk aus dem brasilianischen Amazonas gemacht haben. Denn der Feind des Urwaldes ist ganz eindeutig Fleisch, beziehungsweise der Futtermittelanbau, aufgrund dessen der Großteil des weltweiten Regenwaldestandes gerodet wird. Aus diesem Grund kaufen wir beispielsweise ganz bewusst kein Leder, das aus dieser Region stammt, sondern verwenden ausschließlich Leder von Nutztieren aus ökologischer Haltung. Zudem achten wir auf eine möglichst kurze, nachhaltige Lieferkette. Auf lange Sicht jedoch werden wir für unsere Kollektionen deutlich weniger Leder verwenden und versuchen, dieses Material weitestgehend zu vermeiden. Derzeit arbeiten wir an Leder-Alternativen und experimentieren mit neuen Materialien.

 

Das klingt spannend. Mit welchen veganen Materialien experimentiert ihr unter anderem?
Aktuell verwenden wir vor allem Bio-Canvas und Canvas aus recyceltem Plastikflaschen, sowie einen Vliesstoff, den wir von einem deutschen Betrieb beziehen. Auch in diesem Punkt war uns eine kurze und transparente Lieferkette wichtig. Doch das ist nur ein Zwischenschritt, denn in einem internen Forschungsteam arbeiten wir derzeit an völlig neuen, plastikfreien Materialien. Das ist aber noch Top Secret, deshalb darf ich darüber leider noch nichts Konkretes verraten.

Wie schade! Aber verständlich… Ihr arbeitet nun schon seit über einem Jahrzehnt mit denselben Farmern aus Brasilien zusammen. Was ist das Elementarste, das du während dieser andauernden (Arbeits-)Beziehung gelernt hast?

Ganz klar Bescheidenheit und Demut. Die Kautschuk- und Baumwollfarmer arbeiten sehr körperlich und stehen im engen Kontakt zu Natur und Umwelt. Die Baumwollfarmer beispielsweise wissen ganz genau, dass sich die Baumwollernte nicht nach den Regeln des Marktes richtet, sondern von den Launen der Natur, sprich dem Wetter abhängig ist. Und genau mit dieser Unbeständigkeit haben die Farmer gelernt zu leben. Sie haben gelernt, sie zu akzeptieren und anzunehmen. Wenn die Ernte extrem schlecht ausfällt, dann hat das natürlich auch Auswirkungen auf die komplette Produktion und die Lieferkette. Ich habe ein schönes Beispiel: Als die Ernte mal besonders miserabel ausfiel und unsere Produktion dementsprechend brach lag, rief mich einer unserer Farmer an und fragte, wann ich komme. Für ihn war klar, dass ich trotzdem, wie sonst auch, nach Brasilien komme. Das hat mich sehr berührt und mir verdeutlicht, was für ein spezielles Verhältnis wir im Laufe der Jahre zu diesen Menschen aufgebaut haben. Eine tiefe Bindung, die mit der Zeit gewachsen und sehr konstant ist und weit über ein Arbeitsverhältnis hinausgeht. Wir wissen, dass wir uns voll und ganz aufeinander verlassen können und dass wir auch in den kommenden 10 Jahren noch miteinander arbeiten werden. Aktuell schmieden wir jede Menge Pläne und rufen spannende Aktionen ins Leben. So pflanzen wir unter anderem Bäume, um den Erhalt des Amazonas zu unterstützen. Aber darüber hinaus gibt es noch viele weitere Projekte, die wir in Zukunft umsetzen werden.

Eine durch und durch nachhaltige Zusammenarbeit…
Ganz genau.

 

Wie verträgt sich euer Konzept der Nachhaltigkeit und Slow Fashion auf der einen Seite mit der Entwicklung immer neuer Styles sowie der Verwendung neuer Materialien auf der anderen Seite? Lauft ihr nicht auch Gefahr, früher oder später in kapitalistische Mühlen zu geraten?
Zum Glück nicht, denn wenn wir denken langfristig. Wenn wir mit einem neuen Material wie zum Beispiel mit B-Mesch, einem Material, das aus recycelten PET-Flaschen hergestellt wird, arbeiten, dann verwenden wir dieses nicht nur für eine Saison, sondern es bleibt fester Bestandteil in unseren Kollektionen. Im vergangenen Jahr haben wir Modelle gelauncht, die mit pflanzlichem Indigo gefärbt wurden, diesen Sommer arbeiten wir mit Seide. Diese für uns neuen Materialien und Techniken werden wir in den kommenden Jahren beibehalten und nicht gegen einen x-beliebigen Trend austauschen.

Apropos Zukunft: Wie sieht dein absoluter Veja Traum-Sneaker aus?
Unser Traumschuh besteht aus veganen, umweltfreundlichen, komplett fair produzierten Materialen. Er ist frei von Plastik. Sehr leicht, bequem und zeitlos. Wir arbeiten dran.

 

 

 

Fotos: Katharina Oppertshäuser, PR

 

Und hier erfahrt ihr mehr über eine Kooperation zwischen der französischen Schauspielerin Mélanie Laurent, die einen coolen Veja Sneaker entworfen und die sehenswerte Dokumentation »Tomorrow« gedreht hat, in der sie auf den Klimawandel aufmerksam macht.

 

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