Nach aktuellen Umfragen ist die AfD mit rund 18% die zweitstärkste Partei in Deutschland. Eine Partei, die Grenzschließungen fordert, um Deutschland vor »überwiegend beruflich unqualifizierten Asylbewerbern« zu schützen. Eine Partei, die sich weiterhin für Atomkraft stark macht. Eine Partei, die will, dass Deutschland sowohl aus dem Pariser Abkommen austreten soll und aus der Europäischen Union am besten gleich noch mit. Es ist mehr als an der Zeit, endlich wieder den Mund auf zu machen! Und zwar laut. Mit der Initative Blogger gegen Rechts haben wir uns zusammengeschlossen, um über den Rechtsruck in unserem Land zu reden. Bente Singelmann ist Yogini und Gründerin. Sie spricht heute darüber, warum die Stimme in deinem Kopf nicht ausreicht, Reibung wichtig ist und warum wir es uns nicht leisten können, den Mund zu halten.
»Aufgewachsen bin ich mit dem Satz »Wer nicht wählt, wählt rechts!« Das lässt sich leicht in den Alltag übertragen: Wer seinen Mund nicht aufmacht, unterstützt den Rechtsruck in unserem Land. Manchmal kann es so einfach sein und doch, im selben Atemzug, so schwer ausgesprochen werden. Viele Menschen aus der Mitte der Gesellschaft sind eindeutig der Meinung, dass AfD, Pegida und wie sie alle heißen nicht die Meinung der Meisten widerspiegeln. Dagegen vorgegangen wird aber selten. Wir sind bequem geworden. Bequem und freundlich. Reibung wird vermieden. Bis zum geht nicht mehr. Bis zur Schmerzgrenze. Jedoch meist nicht der eigenen. Wie viel stille Mehrheit hält ein Land aus?
Blogger gegen Rechts – Dein Denken ist so leise, ich kann es nicht hören
Es sind diese Ausreden, dieses Wegducken, diese Feigheit, die mich wahnsinnig machen. Für mich gibt es kein »Das kannst du nicht sagen« im Kampf gegen Rechts. Mein Credo: Keine Toleranz der Intoleranz. Das mag paradox klingen, aber eine Gesellschaft, die langsam in eine Richtung gleitet, in der ethische und moralische Grenzen nach rechts verschoben werden, darf nicht erdulden, dass Intoleranz akzeptiert wird. Wir alle haben die Pflicht uns deutlich und laut gegen den Nachbarn, Kollegen oder gar Fremden zu positionieren, der sich traut laut und deutlich gegen Menschen anderer Herkunftsländer oder Religionen zu protestieren. Die Zeit der höflichen Floskeln und des Drüberhinwegsehens sind vorbei.
Ich brauche deine Liebe nicht
Ich suche die Diskussion, damit ich daran wachse. Vielleicht auch du? Wir brauchen Feuer und Leidenschaft, wir brauchen Reibung, Hitze und die Bereitschaft unsere eigenen Unsicherheiten beiseite zu legen. Es ist diese eigene Unsicherheit, die einen leise werden lässt. Der Wunsch gemocht zu werden. Gemocht von den Kollegen, der Familie. Ich brauche diese Liebe nicht. Diese Anerkennung von Personen, die Menschen aus anderen Teilen der Welt missachten. Ich bin mir selbst so sicher in meinem Kern, dass ich bei Ungerechtigkeit mutig aufstehen kann. Mich positionieren kann und muss.
Man kann sich an den Kopf fassen, wenn Herr Maaßen befördert wird, während Baumhäuser für Kohle abgerissen werden und im Mittelmeer weiterhin Menschen ertrinken. Das zu nutzen, um sich klein zu machen, und zu sagen »Es bringt alles nichts« ist nicht die Lösung. Ich erwarte ein »jetzt erst recht«. Ich erwarte, dass wir Politik und Meinung wieder in unsere alltäglichen Gespräche bringen. Uns wieder interessieren und informieren, nicht ablenken lassen, von den kleinen Dramen, sondern das große Ganze im Blick behalten. Dass wir nicht zulassen, dass die konservativen Menschen in unserem Dunstkreis ihr braunes Gedankengut weiter in die Massen streuen. Mir reicht es nicht, dass du bei Facebook Artikel teilst. Die Menschen, die es erreichen sollte, sind nicht in deiner Bubble. Ich erwarte von dir, dass du dich bei Kollegen, bei der Familie und auch auf der Straße ganz klar positionierst. Lass dein Denken zum Handeln werden. Die Stimme in deinem Kopf reicht nicht aus. Sag es laut. Steh auf. Die Zeit ist reif. Blogger gegen Rechts!
Hier findet ihr eine Liste der weiteren Beiträge und teilnehmenden Blogger gegen Rechts. #lovetoyou
Fotos: T. Chick McClure/Unsplash, Louis Smit/Unsplash, Dayne Topkin/Unsplash, Jerry Kiesewetter/Unsplash, Katharina Oppertshäuser, René Zieger, Lydia Hersberger, Anna Steinert, Grit Siwonia (Collage Blogger gegen Rechts)
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