Wespen Alarm? Warum Wespen so wichtig wie Bienen sind

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Kaum ist die Kaffeetafel im Garten gedeckt, kommen sie angesurrt: Wespen. Sie sind aber alles andere als lästige Plagegeister. Wespen sind ein wichtiger Teil eines balancierten Ökosystems, bekämpfen Schädlinge, bestäuben ebenfalls Pflanzen und sind genauso wichtig wie die süßen Bienen.

Ich denke, jede und jeder von uns hat eine ganz eigene Wespengeschichte. Hier ist meine: Ich war circa 8 Jahre alt. Damals lebten wir in einer 400 Seelengemeinde im Hunsrück. Wie jeden Tag war ich gemeinsam mit meiner Mutter und unserem Bernhardiner-Schäferhund-Mischling auf morgendlicher Spaziertour, als mir plötzlich eine Wespe ins Auge flog. Sie stach mich, direkt ins untere Lid. Dort, wo ich mir 6 Jahre später, wie ein Gruftie, schwarzen Kajalstift hinschmierte. Ich kühlte mein Auge mit Tautropfen, entging gerade so einem Allergieschock (Hypochonder-Alarm) und sah zwei Wochen aus wie Karl Dall.

Und auch heute sitze ich verzweifelt, den Mund zusammengekniffen wie eine verbissene Schildkröte, und starre auf mein Stück Kuchen, aus dem sich genüsslich eine kleine Wespe einen Brocken raushobelt. Angst macht sich breit. Hilflosigkeit. Sind Wespen wirklich terroristische Stecher? Das konnte ich nicht glauben.

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Warum Wespen so essentiell für unser Ökosystem sind!

Kurzer Status Quo: Der Winter war mild und trocken, die sogenannte »Schafskälte« im Juni blieb aus. Beste Voraussetzungen für viele Wespen. Der August ist meist der wärmste Monat und kündigt den Herbst an. Jetzt brauchen die Wespen Energie, oft in Form von Zucker, um sich so lange wie möglich fit zu halten, wenn die Tage wieder kälter werden. Es gibt keine Aufgaben mehr im Nest, da die Königin jetzt keine neuen Eier legt – unter dem Motto #yolo fliegen die Wespen nun mit mehr Zeit und ebenso viel Hunger im Gepäck auf Besuchsreise zu unseren Tafeln.

In Deutschland gibt es über 60 Wespenarten – zwei davon besuchen uns öfters am Esstisch: Die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Dafür aber die anderen 58 zu verteufeln, Fallen aufzustellen und auf alles draufzutreten, was wespisch-lästig wirkt, ist nicht fair! Wespen bestäuben genau wie Bienen Obstbäume, Beerensträucher und Co., da sich viele auch von Pollen ernähren. Und hier ein Hoch auf die Wespen, denn im Gegensatz zu den flauschigen Bienchen, ist sich die Wespe auch nicht zu schade, bei Wind und Wetter auf Pollentour zu fliegen.

Wespen essen Blattläuse, Mücken, Fliegen & Co. und sind so natürliche Schädlingsbekämpfer. Ein Wespenvolk kann bis zu 2 kg Insekten pro Tag vertilgen. Wespen verwerten abgestorbenes Holz aus morschen Bäumen und beschleunigen so den direkten Zerfall von Totholz in Wäldern.

Keep calm and be a Wespen-Freund

Tausend Mal gehört, aber leider wirklich das Effizienteste: Ruhig bleiben, keine hektischen Bewegungen machen und am besten nicht Pusten – denn Wespen reagieren auf CO2. Kinder sollten immer ein sauberes Mündchen haben, damit sich keine süß-klebrigen, verlockenden Ecken in den Mundwinkeln bilden. Übrigens: Honigbiene und Wespe sind direkte Verwandte. Die Biene stammt von der Wespe ab und hat sich einfach vor 100 Mio. Jahren dazu entschieden, Vegetarierin zu sein.

Du hast ein Wespennest bei dir Zuhause entdeckt?

Auch hier gilt: Ruhe bewahren ist das A und O. In der Regel können Wespenvölker leider nicht so einfach umgesiedelt werden – bei der Frage, ob und inwiefern eine Umsiedlung des Wespennests möglich ist, kann dir eine Wespenberatung helfen. Daher ist unser Tipp: Wende dich zuerst an eine:n Wespenberater:in, bevor du vorschnell ein Schädlingsbekämpfungsunternehmen beauftragst. Wespenberater:innen schauen sich die Lage vor Ort genau an und können dir sagen, um welche Wespenart es sich beim Nest handelt und wie du am besten vorgehen solltest. Von den in Deutschland vorkommenden Wespenarten werden dem Menschen nur zwei Arten lästig: die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Alle anderen Arten, wie die ebenfalls häufige Sächsische Wespe, sind völlig harmlos und fliegen nicht einmal auf Lebensmittel.

Wespennest entfernen? Schädlingsbekämpfung sollte nicht die 1. Wahl sein

Schädlingsbekämpfer arbeiten meist nicht nur mit Chemiebomben, um das Wespennest auszurotten – sie töten dabei auch das komplette Volk ab. Das bedeutet: Auch die Jungköniginnen, die den Winter als einzige Wespen des Volkes überleben und im nächsten Jahr neue Wespenvölker gründen, sterben. Wusstest du, dass das Töten von Wespen und Zerstören ihrer Nester je nach Bundesland mit bis zu 50.000 Euro Bußgeld belegt ist? Wespen stehen in Deutschland allgemein unter Natur- und manche Arten sogar unter Artenschutz. Sie dürfen nur unter Vorliegen vernünftiger Gründe getötet werden, gleiches gilt für das Zerstören von Nestern.

Wichtig! Wann hast du das Wespennest entdeckt?

Wenn du ein Wespennest bei dir Zuhause entdeckst, macht es auch Sinn, dir Gedanken um die Jahreszeit zu machen. Kann ich Ende August damit leben, die Wespen noch ein bis zwei Monate in der Nähe zu haben? Spätestens im November stirbt das komplette Wespenvolk mit den ersten Frostnächten ab. Nur die Jungköniginnen suchen sich einen Unterschlupf zum Überwintern, um im folgenden Jahr neue Völker zu gründen – falls sie den für sie harten Winter überleben. Das Problem Wespennest löst sich also von allein. Da Wespennester in Deutschland stets einjährig sind, kann das leere Nest problemlos entsorgt werden.

 

Fotos: Mona EendraEnrique Vidal Flores (beide über Unsplash)

 

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