Speeddating mit Tierschutzhunden! Etliche Hunde aus Tierheimen oder auf Pflegestellen suchen ein neues Zuhause. Beim Bark Date in eurer Stadt könnt ihr unverbindlich und vereinsübergreifend Hunde aus dem Tierschutz live kennenlernen. Nachdem das Bark Date bereits sehr erfolgreich in mehreren Städten in NRW stattgefunden hat, war Peppermynta für euch beim ersten Bark Date in Berlin unterwegs.
Seit fünf Jahren bin ich als Pflegestelle und Vermittlerin für den Freundeskreis BrunoPet e.V. im rumänischen Tierschutz tätig. Daher weiß ich nur allzu gut, dass unzählige, wundervolle Hunde mit besonderen Geschichten in Tierheimen und auf Pflegestellen darauf warten, entdeckt zu werden. Leider begegnen mir immer noch regelmäßig die gängigen Vorurteile vom völlig verängstigten bis aggressiven, vom unberechenbaren bis unerziehbaren Tierheimhund. Dazu treffe ich auf viele Menschen, die sich kaum zutrauen, einen Hund aus dem Tierschutz aufzunehmen. Beim Bark Date kann man sich live ein Bild davon machen, dass Tierschutzhunde nicht gleich Problemhunde sind. Genauso wenig wie es den »problemlosen« Hund vom Züchter gibt, gibt es aber auch nicht den »problematischen« Tierschutzhund. Jedes Tier ist anders. Und keinesfalls nur durch seine Vorgeschichte oder Herkunft geprägt.
Bark Date – Finde deinen neuen besten Freund
Auf der Suche nach dem passenden Hund verliert man sich schnell in den vielen Inseraten im Internet. Vor diesem Problem stehen umgekehrt auch Tierschutzvereine und Tierheime: Auch die unkompliziertesten und nettesten Hunde gehen häufig in der Masse unter. Gründerin Dr. Lisa Williamson aus Köln ist selbst seit 9 Jahren im Tierschutz tätig und hat bei der Hundevermittlung genau dieses Problem erkannt. Die Idee zum deutschlandweit ersten Live-Event mit Tierschutzhunden entstand während eines Spaziergangs mit einer ehemaligen Pflegehündin: Nachdem Lisa ihr ein »Adopt me« Halstuch angezogen hatte, bekam die Hündin unterwegs viel mehr Aufmerksamkeit als über Online-Inserate. Lisas Idee zum Treffen im Park mit mehreren Tierschutzhunden wurde zum Bark Date, das zum ersten Mal im Dezember 2023 in Köln stattfand.
Speeddating mit Hunden – So funktioniert Bark Date
Beim Bark Date können Menschen, die einen Hund suchen, persönlich und in ungezwungener Atmosphäre Hunde aus dem Tierschutz kennenlernen. Die Hunde werden von ihren Pflegestellen oder Tierheimen vorgestellt und kommen aus dem In- und Ausland. Die dahinterstehenden Vereine werden im Vorhinein von Bark Date geprüft. Wenn beim ersten Kennenlernen der Funke übergesprungen ist, beginnt der Adoptionsprozess mit dem jeweiligen Verein. Dieser beinhaltet meist eine Vorkontrolle im eigenen Zuhause, ggf. weitere Treffen mit dem Hund und weiteren Familienmitgliedern, sowie der Unterzeichnung eines Schutzvertrages.
Auch, wer sich nur ein erstes Bild machen möchte, kann ganz unverbindlich bei einem der kommenden Bark Dates vorbeischauen. Sollte der richtige Hund noch nicht dabei sein, haben die Vertreter:innen der Vereine oft schon eine Idee, welcher ihrer anderen Schützlinge möglicherweise passen könnte.
Das erste Bark Date in Berlin – Unsere Eindrücke
Am 10.03.24 fand das Bark Date zum ersten Mal in Berlin statt. Unter dem Motto »Finde deinen neuen besten Freund« konnten Interessierte auf dem Tempelhofer Feld Hunde kennenlernen und sich mit Pflegestellen und Tierschutzorganisationen austauschen. Zehn wunderbare Tierschutzhunde sind gekommen, um hoffentlich ihr »für-immer-Zuhause« zu finden. Schon die ersten zwei Hunde, die ankommen, gewinnen sofort mein Herz. Klassischerweise fallen beide eigentlich nicht in mein persönliches Hunde Beuteschema (»alt und schrullig«). Und genau darum geht es beim Bark Date. Die Hunde bei diesem Date sind zwischen sechs Monate und neun Jahre alt, und es ist sowohl optisch als auch charakterlich für jeden Geschmack etwas dabei. Genau wie bei den bisherigen Bark Dates ist mein erster Gedanke: Ein Hund ist toller als der Andere!
Jeder »suchende« Hund bekommt bei Ankunft ein Halstuch mit der Aufschrift »Adopt me«. Dann verteilen sich Hunde und Pflegestellen auf der Wiese – je nach den Bedürfnissen der Hunde. Schnell bildet sich um jeden Hund eine kleine Menschengruppe. Neugierig schauen sich die Hunde um, begrüßen Menschen und andere Hunde, fordern zum Spielen auf und nehmen Leckerli entgegen. Am liebsten möchte man gleich alle adoptieren. So geht es wohl vielen auf der Wiese: Das Event hat auch einige Menschen im Vorbeigehen angezogen, die eigentlich keinen Hund suchen. Einige Interessent:innen kamen mit bestimmten Vorstellungen von »ihrem« Hund zum Bark Date und waren selbst überrascht, dass sie »live« dann doch ein ganz anderer Typ Hund angesprochen hat.
Maja – Warum sind schwarze Hunde so schwer vermittelbar?
Die schüchterne Maja hat sich einen Platz abseits des Hauptgeschehens ausgesucht. Etwas besorgt, aber auch neugierig beobachtet sie das Treiben. Maja ist mit ihrer stattlichen Größe und dem schwarzen Fell ein Paradebeispiel für Hunde, die es in der Vermittlung häufig schwer haben. Laut einer Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes gaben 55% der befragten Tierheime an, dass Menschen oft Vorurteile gegenüber schwarzen Tieren haben: Sie nehmen sie (meist unbewußt) als bedrohlicher wahr. Ebenfalls – laut Umfragen einiger Tierheime in den USA – lassen sich schwarze Tiere schlechter fotografieren und machen sich auf Social Media nicht so gut , wie »bunte Hunde«.
Die drei Jahre alte Maja kommt aus einer Tötungsstation in Spanien und sucht Menschen, die ihr beständig Sicherheit vermitteln können. Ihre Pflegemama erzählt mir, dass sie noch unsicher ist, wie Maja auf die vielen Menschen reagieren wird. Doch beim Bark Date kann die sanfte Riesin mit den großen Augen gleich das Publikum für sich begeistern: die ersten Interessenten kommen zu ihr. Ein paar Regeln gibt es: Bitte zunächst Kontakt zu den Menschen, dann zum Hund aufnehmen, sich vorsichtig nähern und die Körpersprache des Hundes respektieren. Leckerli nur nach Absprache mit der Begleitperson. Maja hat keine Allergien und ist nicht wählerisch – sie darf gefüttert werden und nimmt der ersten Interessentin vorsichtig ein Leckerli ab. Die Interessentin setzt sich zu ihr, und nach ein paar Minuten kommt Maja schon von selbst für ein paar Streicheleinheiten zu ihr. Während die Interessentin sich ruhig mit Maja befasst, kann sie sich mit der Pflegestelle über ihre Lebensumstände austauschen. Die Pflegestelle erzählt von Majas Alltag, ihrer Ankunft in Deutschland und in ihrem Pflegerudel, und dass sie sich eine eher ruhige Wohngegend für die sensible Hündin wünschen würde.
Donut – Eine zweite Chance für den charmanten Rüden
Ein echter Publikumsmagnet ist der hübsche Donut, ein drei Jahre alter Mischling aus Spanien. Sein Pflegeherrchen erzählt mir, dass Donut bereits vermittelt war, jedoch sein Zuhause verloren hat, als sich die Lebensumstände seiner damaligen Familie geändert haben. Für einen sportlichen, jungen Rüden mit dem Stempel »war schon einmal vermittelt« schmälern sich erfahrungsgemäß die Vermittlungsaussichten – auch, wenn der Hund unverschuldet sein vorheriges Zuhause verloren hat.
Doch beim Bark Date nutzt Donut seine Chance: Er ist der Star auf der Wiese. Freudestrahlend begrüßt der charmante Rüde die potentiellen Adoptant:innen. Während er sich vertrauensvoll auf den Boden wirft, um sich von allen Seiten streicheln zu lassen, erzählen seine Pflegeeltern mehr von seiner Vergangenheit.
Donut ist grundsätzlich nie bösartig gewesen und zeigt sich im Alltag als freundlicher, offener Begleiter. Jedoch wird er in manchen Situationen unsicher. Er schreckt z.B. bei lauten Geräuschen aus dem Schlaf und gerät sofort in eine Abwehrhaltung, in der er knurrend Ausschau nach der vermeintlichen Gefahr hält. Zusätzlich hat er große Angst vor Gegenständen wie Besen oder Harken. Donut lässt sich jedoch in seinen »Schreckmomenten« umgehend ansprechen und beruhigen. Nun werden für ihn souveräne Menschen gesucht, die ihn durch seine unsicheren Momente führen.
Viele Hunde aus dem Tierschutz suchen jedes Jahr ein Zuhause
Als wir uns nach zwei Stunden verabschieden, haben alle Hunde Interessent:innen gefunden. Auch die schüchternen Kandidat:innen hatten ihren großen Auftritt und konnten Menschen für sich begeistern. Majas Pflegemama ist stolz, wie souverän die Hündin das Treffen gemeistert hat, und empfiehlt das Bark Date auch für andere Pflegestellen mit zurückhaltenden Hunden. Tatsächlich haben bisher 60% der Hunde nach einem Bark Date ihr Für-Immer-Zuhause gefunden! Wir drücken die Daumen für viele weitere »Bark Date Happy Ends«!
Wie kannst du Bark Date unterstützen?
Die nächsten Treffen finden unter anderem in Bochum, Köln, Leipzig und München statt. Viele weitere sind in Planung. Auch du kannst ein Bark Date in deiner Stadt mitorganisieren. Melde dich dafür ein per Email bei Bark Date und die Organisator:innen helfen dir weiter.
Wie kannst du Bark Date noch helfen? Die Organisation wird ehrenamtlich betrieben und freut sich immer über Spenden. Damit werden zum Beispiel die »Adopt me« Halstücher und Plakate finanziert. Jeder Beitrag zählt und hilft dabei, Tierschutzhunde und ihre neuen Besitzer:innen glücklich zu machen!
Fotos: Jennifer Mue, Christiane Münchhausen, Marvin Kröll, www.fotos-von-lisa.de
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