Biene ist nicht gleich Biene. Bienen stehen oft im Rampenlicht – tragen sie doch maßgeblich zu unserer Biodiversität bei. Warum Honigbienen nicht alleine Umweltretter sind und weshalb es so wichtig ist, Wildbienen zu schützen, teilen wir am heutigen Weltbienentag mit euch.
Bienen bringst du sofort mit der goldenen Zuckermasse in Verbindung? Süße Vorstellung, aber die Insekten stehen für so viel mehr als klebrigen Honig. Bienen unterscheiden sich nicht nur in Fell und Farbe, sondern auch in ihrem Einsatzgebiet. Essentiell ist dabei die Unterscheidung zwischen Honigbiene und Wildbiene. Bisher sind europaweit mehr als 2500 Wildbienenarten verzeichnet worden. 560 Arten sind davon in Deutschland heimisch. Honigbienenarten hingegen gibt es gerade mal neun.
Im Gegensatz zu Honigbienen, die in Bienenstöcken in großen Kolonien zusammenleben, ziehen es Wildbienen vor, als Einsiedler in morschem Holz oder unter der Erde zu hausen. Neben dem Aspekt, dass Wildbienen keinen Honig produzieren, zeigt sich ein gravierender Unterschied in ihrem Bestäubungsverhalten: Honigbienen haben einen Flugradius von 5-7 km, Wildbienen nur 150 Meter. Zudem sind Wildbienen auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und stehen eng mit diesen in einer Symbiose – ihr gegenseitiges Überleben hängt also voneinander ab. Hier liegt das entscheidende Problem, denn über die Hälfte der Wildblumenarten werden von Honigbienen gar nicht erst angeflogen! Aufgrund der menschenverursachten Industrialisierung kommt es zu einer Beeinträchtigung des Lebensraums und einer Nahrungsverknappung, bei der die Wildbiene eindeutig den Kürzeren zieht. Folglich frisst die Honigbiene der Wildbiene unfreiwillig das Essen weg. Fakt ist, egal ob Honig- oder Wildbiene: Die fehlenden Grünflächen fallen für Tier und Umwelt folgenschwer ins Gewicht.
Innovation Hobby-Imkerei: Lösung oder Problem für die Bienen?
Viele Initiativen und Projekte setzen sich mittlerweile dafür ein, Bienen eine Zukunft zu ermöglichen. Die Honigbiene hat Glück: Die Zahl an Hobby-Imkern ist drastisch gestiegen. Das Honig-Business boomt. Das wissen auch die Erfinder von Honey Flow, deren Idee darauf beruht, online Bienenstöcke für den eigenen Garten anzubieten. Honey Flow verspricht ein Abzapfen der klebrigen Substanz bei Bedarf. Ob sie dabei auch an ihre Abnehmer die Hobby-Imker gedacht haben, die ihre Bienen durch eine zu häufige Honigentnahme verhungern lassen, bleibt fraglich. Dass in dem sogenannten Flow hive, dem Bienenstock für den Balkon, unter anderem Plastik und Metall als Baumaterialen verarbeitet sind, welche giftige Gase absondern können und außerdem das Dach abgerissen werden muss, um einen Einblick in den Bienenstock zu bekommen, verurteilen Kritiker stark. Zwar ist Flow hive ein Schritt in die richtige Richtung, weg von kommerziellen Honigimkern, die ihre Bienenstöcke mit Antibiotika und Antipilzmittel behandeln, jedoch ist ein synthetisches, von Laien manipuliertes Zuhause, keine Lösung.
Hinsichtlich des Wildbienenschutz sieht es ähnlich aus. Wichtig zu wissen ist, dass der Schutz der Wildbiene immer auch einen positiven Effekt auf die Honigbiene hat. Nicht umsonst wirbt die ÖDP mit dem Spruch »Jede erhaltene Wildbiene ist eine Gemeinwohlleistung«. Wer sich ganz einfach eine Nisthilfe für Wildbienen bauen möchte, findet hier die Bauanleitung für ein Bienenhotel.
Leider verfolgt nicht jede »Schutzmaßnahme« als primäres Ziel den Schutz der Artenvielfalt. Auch wenn die Idee verlockend einfach klingt, man tut nicht automatisch etwas Gutes, nur weil man sich Bienen hält. Bienen sollten in erster Linie nicht für Honigproduktion stehen – sondern für Biodiversität.
Der jährlich stattfindende Weltbienentag am 20. Mai ist ein Anlass sich bewusst zu werden, dass nicht unser Konsum an erster Stelle steht, sondern das eigentliche Ziel sein sollte, Zeit mit den Bienen zu verbringen, sie zu beobachten und sie für all ihre Wichtigkeit in der Natur zu wertschätzen.
Fotos: Damien Turpinier/Unsplash, Jez Timms/Unsplash, Will Hartenstein/Unsplash
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