Bio Gemüse und Obst sollen besonders gesund für uns und gut für die Umwelt sein. Dennoch wird ein Großteil vom Bio Gemüse und Obst in Plastik verpackt. Dass wir ein Verpackungs-Problem haben, ist mittlerweile bekannt. Doch wirklich viel Plastik wird bei den Verpackungen trotzdem nicht eingespart. Bio und Kunstoff – wie kann das sein? Und ist »Bio-Plastik« eine echte Alternative?
Bio Gemüse und Obst in Plastik
Besonders in konventionellen Supermärkten sowie Discountern fällt auf, dass Bio Gemüse und Obst ein nahezu flächendeckendes Kunstoffkleid tragen – von den Äpfeln über die Tomaten sogar bis hin zu den Bananen. Warum ausgerechnet das Bio Gemüse und Obst in Plastik eingepackt wird, hat verschiedenste Gründe:
1 | Verwechslungen vermeiden
Bietet ein Supermarkt sowohl konventionelle als auch biologische Ware an, muss es für Kunden*innen sowie Kassierer*innen eindeutig erkennbar sein, ob die Gurke nun bio ist oder nicht.
2 | Kontamination
Die Verpackungen sollen vorbeugen, dass Bio-Ware mit Pestizid-Rückständen von konventionellen Produkten in Berührung kommt. Deswegen findest du in reinen Bio-Supermärkten auch so gut wie nie in Plastik verpacktes Obst und Gemüse.
3 | Transport
Bei »Discounter-Bio« steht Regionalität oftmals nicht an erster Stelle. Deshalb werden viele Produkte importiert und müssen dafür verschiedene Stationen durchlaufen. Die Verpackung soll sie dabei schützen.
4 | Weniger Volumen
Das Bio-Segment nimmt in konventionellen Supermärkten nur einen kleinen Teil des Obst- und Gemüseangebots ein. Daher ist es zur Kennzeichnung für die Supermarktketten preisgünstiger, die Bio-Produkte anstatt die konventionelle Ware in Plastik zu verpacken. Manche Supermärkte verargumentieren, dass es natürlich sparsamer ist, das kleiner Bio-Sortiment in Plastik zu verpacken, um die potentielle Kontamination zu vermeiden, als das konventionelle Obst und Gemüse in Plastik zu hüllen.
Die Diskussion, ob die unverpackte konventionelle Gurke jetzt besser ist als die eingeschweißte Bio-Gurke, würde den Rahmen dieses Beitrag sprengen. Positiv zu vermerken ist, dass auf Druck der Öffentlichkeit vermehrt Lasertechniken zur Kennzeichnung von beispielsweise Mangos, Kürbissen oder Süßkartoffeln eingesetzt werden. Auch die Supermarktkette REWE hat reagiert und bietet jetzt das ganze Jahr über Bio-Gurken mit einem kleinen Aufkleber anstatt Plastikummantelung an. Das »Bio Gemüse und Obst in Plastik« Dilemma im Supermarkt lässt sich vermeiden, indem man – soweit es geht – in Bioläden einkauft, die ausschließlich ein biologisches Sortiment führen oder sich auf dem Wochenmarkt sein Bio Gemüse und Obst besorgt.
Bio bedeutet nicht Zero Waste
Die Bio-Zertifizierung ist keine Verpflichtung zu besonders umweltfreundlicher Verpackung. Konsequenterweise müsste aus der Motivation, umweltfreundlich und möglichst ressourcensparend zu agieren, auch eine nachhaltige Verpackung der Produkte folgen und daher dürfte kein Bio Gemüse und Obst in Plastik verpackt werden. Dass unverpackt grundsätzlich die beste Lösung ist, bleibt außer Frage. Allerdings werden wir auf kurze Zeit nicht um Verpackungen herumkommen. Die Fakten: Jährlich werden weltweit 322 Millionen Tonnen Plastik hergestellt. Somit hat sich das Produktionsvolumen seit 1950 verzweihundertfacht. Prognosen zufolge soll die Plastikproduktion weiter ansteigen. (Quelle: FAZ).
Was ist eigentlich mit Bioplastik?
Bioplastik benötigt Anbauflächen
Bioplastik braucht lange im Abbau
Biologisch abbaubare Kunststoffe zersetzen sich oft erst bei sehr hohen Temperaturen, die im gewöhnlichen Hauskompost nicht erreicht werden können. (Gegenteiliges sei bei den Zellulose-Folien der Fall). Landet die Folie tatsächlich in einer industriellen Kompostieranlage lauert bereits die nächste Hürde. Von einem Bio-Verpackungsspezialisten erfuhr ich, dass der Zyklus bei industriellen Kompostieranlagen grundsätzlich acht Wochen betragen würde. Biologisch abbaubarer Kunststoff benötige jedoch durchschnittlich zwölf Wochen, um abgebaut zu werden. Einige Anlagen hätten den Zyklus daher bereits verlängert, andere wiederum nicht. Ob Bioplastik also in die braune Tonne darf, sollte beim örtlichen Abfallwirtschaftsbetrieb erfragt werden. Interessant: Biobasierte Kunststoffe reagieren häufig mit UV-Licht. Andersrum bedeutet das auch, dass die Folie an dunkeln Orten ebenfalls nicht vollständig verrotten kann.
Produktionsstätten sind auf Plastik ausgelegt
Was bei kleinen Unternehmen, die eigene Produktionsstätten besitzen, nicht vergessen werden darf: Die Maschinen sind oft auf Plastikverpackungen ausgelegt und funktionieren nicht mit vergleichsweise umweltfreundlichen Materialen. Das soll natürlich keine Rechtfertigung dafür sein, nichts ändern zu müssen. Jedoch sind neue Produktionsanlagen mit hohem Kosten verbunden.
Fazit: Verpackung ist nie optimal
Nach zahlreichen Gesprächen, diversen Meinungen und noch mehr Problemstellungen rauchte mit gehörig der Kopf und die Fragezeichen kreisten wirrer denn je. Eines steht fest: Die optimale Verpackung gibt es (noch) nicht. Bei dieser ganzen Verpackungsdiskussion dürfen wir allerdings eines nicht außer Acht lassen: Verpackungen und damit Müll müssen drastisch reduziert werden – egal wie nachhaltig die Verpackung auch sein mag. Daher versuche ich soviele Verpackungen abzulehnen, wie es nur geht – einfach auf die Tütchen in der Obst- und Gemüsabteilung verzichten oder eigene Stoffbeutel zum Verpacken von Obst und Gemüsen mitbringen. Mehrweg schlägt immer Einweg! Und den Müll so gut es geht trennen und korrekt entsorgen. Wer eine Biotonne, Kompost oder Wurmkiste hat – immer schön rein mit dem Biomüll.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen auf dem wunderbaren Bio Blog allmydeer von Verena Hirsch.
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Fotos: Fikri Rasyid/Unsplash, Markus Spiske/Unsplash, Chantal Garnier/Unsplash
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