Plastik Alternativen – Welches Material ist wirklich nachhaltig?

Plastik – Welche Alternative ist wirklich nachhaltig? Bio Plastik, Papier, Glas, Baumwolle, Bambus, Edelstahl? Plastik Alternativen

Mit Papiertüte, bitte! Immer mehr Menschen greifen zu Plastik Alternativen wie Papier, Bambus oder Bio-Plastik, um herkömmlichen Kunststoff zu vermeiden. Dieses wachsende Bewusstsein ist richtig und wichtig. Aber sind es die alternativen Angebote auch? Ein kleiner Überblick. Wir bringen heute Licht in den Alternativen-Dschungel und füttern euch mit Material-Wissen.

Papier schlägt Plastik. Genauso tun es Glas, Baumwolle und Bambus. Das dachte ich zumindest immer. Aber: Ganz so einfach ist die Rechnung leider nicht. Auch Plastik Alternativen belasten unsere Umwelt und sind, je nach Lebensdauer und Wiederverwendbarkeit, nicht immer sinnvoller.

 

Energiefresser Papier – Plastik Alternativen aus Holzfasern?

Papiertüten sehen zwar umweltfreundlich aus, sind in ihrer Ökobilanz aber nicht besser als herkömmliche Plastiktüten. Wie kommt’s? Die Herstellung von Papier ist generell sehr energie-und wasseraufwändig. Eine Papiertüte verbraucht fast doppelt so viel Energie wie eine Plastiktüte. Außerdem muss sie möglichst reißfest sein. Dazu werden entsprechend viel Material und lange, chemisch behandelte Zellstofffasern benötigt. Und was ist mit den braunen Papiertüten? Auch diese bestehen meist aus Frischfasern und nur selten aus recyceltem Altpapier. Laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) muss eine Einwegtüte aus frischen Papierfasern mindestens dreimal so oft benutzt werden wie eine Plastiktüte, um ökologisch sinnvoll zu sein.

 

Schwergewicht Glas – Wiederverwenden empfohlen!

Auch Glas ist in seiner Herstellung sehr energieintensiv. Deshalb gilt: Einwegprodukte aus Glas sollten grundsätzlich vermieden werden. Eingesetzt als Mehrwegverpackung stellt es aber durchaus eine nachhaltige Alternative dar. Mehrwegflaschen aus Glas können im Schnitt bis zu 50 Mal wieder befüllt werden, PET-Mehrwegflaschen hingegen nur 25 Mal. Allerding muss beim Material Glas ein wichtiger Faktor mitgerechnet werden: das Gewicht. Plastik ist leichter als Glas, weshalb die Emissionswerte bei Herstellung und Transport deutlich geringer sind. Das führt dazu, dass Mehrweg-Plastikflaschen eine bessere Ökobilanz als Mehrweg-Glasflaschen haben. Aber: Bei regionalen Produkten und kurzen Transportwegen haben Glas-Mehrwegflaschen die Nase vorn. Zudem kann Glas deutlich besser recycelt werden.

 

Durstige Baumwolle – Pflanze mit hohen Ansprüchen

Der Anbau von Baumwolle ist bekanntlich nicht besonders nachhaltig und stellt eine hohe Belastung für die Umwelt dar. Zum einen durch den intensiven Wasserverbrauch, zum anderen durch den Einsatz von Pestiziden. Das führt dazu, dass ein Baumwollbeutel deutlich öfters genutzt werden muss als ein Plastikbeutel, um die schlechtere Klimabilanz auszugleichen. Wie oft, darüber scheint man sich allerdings nicht ganz einig zu sein. Laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) reichen die Schätzungen von 50 bis 150 Mal. Außerdem wichtig: Bei der Anschaffung eines Stoffbeutels sollte auf recycelte oder fair angebaute Bio-Baumwolle geachtet werden, da diese wasserschonender produziert werden kann.

 

Naturprodukt Bambus – Achtung bei Kaffeebechern to go

Bambus gilt als schnell nachwachsender Rohstoff, für dessen Anbau weder künstliche Bewässerung noch Pestizide nötig sind. Da die Pflanze aber vor allem in Ländern wie China oder Äthiopien beheimatet ist, müssen lange Transportwege und dabei anfallende Emissionen in die Ökobilanz miteingerechnet werden. Reiner Bambus ist biologisch abbaubar und als Mehrwegprodukt durchaus eine sinnvolle Alternative zu Plastik. Aber: Vorsicht bei Bambusbechern und anderem Geschirr! Laut Stiftung Warentest ist in den meisten Modellen auch Kunststoff enthalten, wodurch die Becher weder biologisch abbaubar noch recyclingfähig sind. Zusätzlich können dadurch Schadstoffe in die heißen Getränke abgegeben werden.

 

Unverwüstlicher Edelstahl – Langlebige Alternative für unterwegs

Produkte aus Edelstahl sind in ihrer Herstellung ebenfalls sehr energieintensiv und verbrauchen wertvolle Ressourcen. Allerdings haben sie den Vorteil, dass sie äußert langlebig und bruchsicher sind. Im Vergleich zu Glas ist Edelstahl auch deutlich leichter und eignet sich besser für unterwegs. Außerdem gilt das Material als gesundheitlich unbedenklich, geruchs-und geschmacksneutral. Bei entsprechend langer Nutzung sind Edelstahlprodukte somit eine empfehlenswerte Alternative zu Plastik. Haben die Produkte dann irgendwann ausgedient, können sie zudem besonders gut recycelt werden.

Bio-Plastik – Weniger Bio als gedacht?

Es ist deutlich weniger öko, als es klingt: Bio-Plastik. Dieser Begriff ist weder genau definiert noch geschützt. Grundsätzlich steht die Vorsilbe »Bio« für zwei Kategorien: biobasierte Kunststoffe und biologisch abbaubare Kunststoffe. Erstere werden teilweise oder vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Zuckerrohr, Bambus oder Weizen hergestellt. Letztere können unter definierten Bedingungen von industriellen Kompostieranlagen abgebaut werden. Wichtig dabei: Nicht jeder Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen ist biologisch abbaubar. Umgekehrt besteht nicht jeder biologisch abbaubare Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Problematik? Die Produktion von biobasierten Kunststoffen steht in Konkurrenz zur Nahrungs-und Futtermittelproduktion. Beim Anbau der nachwachsenden Rohstoffe werden außerdem oft Dünger und Pestizide eingesetzt. Nach ihrer Nutzung landen Biokunststoffe anschließend meist im Restmüll. Denn: Auf dem heimischen Kompost zersetzen sie sich nicht oder nur sehr langsam. Im Bioabfall werden sie wieder aussortiert, da sie zu lange für die Verrottung im Kompostwerk brauchen. In seiner Ökobilanz ist Bio-Plastik somit nicht besser als herkömmliches Plastik und stelle keine umweltfreundlichere Alternative dar.

Plastik Alternativen – Mehrweg schlägt Einweg

Als Faustregel gilt: Mehrwegprodukte sind immer besser als Einwegprodukte – unabhängig vom Material. Demnach ist eine Einwegtüte aus Papier nicht gleich besser als eine Einwegtüte aus Plastik. Warum? Beide wandern nach einmaliger Nutzung in den Müll. Das ist weder besonders sinnvoll noch nachhaltig. Die bessere Lösung: Weg von der Wegwerfkultur und hin zu Mehrwegalternativen, wenn möglich nicht aus Plastik.

Denn auch wenn Kunststoff in seiner Ökobilanz alle anderen Materialien schlägt, sollte trotzdem mitbedacht werden, dass dieser nicht abbaubar ist und bis zum jetzigen Zeitpunkt Plastik kaum recycelt wird. Beim nächsten Einkauf also lieber den alten Baumwollbeutel hervorkramen und öfters benutzen. Und zu guter Letzt gilt natürlich: Die beste Verpackung ist immer noch die lose Verpackung. Unverpackt Supermärkten sei Dank, ist diese Art des Einkaufens in immer mehr Orten möglich.

 

Fotos: Unsplash

 

Mehr zum Thema Plastik Alternativen. Dieser Artikel könnte euch auch interessieren: Bio Gemüse und Obst in Plastik – Passt das zusammen?

 

Kennt ihr schon unseren Brandfinder? Ihr sucht noch mehr Zero Waste und plastikfreie Produkte? Ab sofort findet ihr mit unserem Brandfinder Fair Fashion Labels, Naturkosmetik Marken und nachhaltige Eco Lifestyle Produkte auf einen Klick – von uns kuratiert und geprüft.