In keinem anderen Bereich gibt es so viele verschiedene Gütesiegel wie im Supermarkt. Auf immer mehr Lebensmitteln und Non-Food-Produkten finden wir Bio-Siegel, Fair Trade Zertifikate und Umweltlabels – da ist es leicht, den Überblick zu verlieren. Wir haben uns durch den Siegel-Dschungel gekämpft und stellen euch die bekanntesten Siegel für umweltfreundliche und fair gehandelte Produkte und Bio-Lebensmittel vor.
Siegel sollen als Wegweiser beim Einkauf helfen und Aufschluss über die Herkunft der Ware, die Anbau- und Produktionsbedingungen wie beispielsweise die Haltung der Tiere oder den Verzicht auf Pestizide geben. Bedeutet ein Bio-Siegel oder Fair Trade-Siegel auf der Verpackung also gleich, dass ein Produkt ökologisch bzw. fair produziert wurde? Wie so oft ist die Antwort: Es kommt darauf an. In der EU sind die Bezeichnungen Bio und Öko gesetzlich geschützt. Nur Lebensmittel, die nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus angebaut und verarbeitet wurden, dürfen sich Bio oder Öko nennen. Im Gegensatz dazu sind Begriffe wie nachhaltig oder fair hingegen nicht geschützt, weshalb verschiedene Siegel unterschiedliche Standards für eine Zertifizierung voraussetzen. Als Basis der Fair Trade Siegel gelten die Fair-Handels-Grundsätze und Prinzipien der internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels, wie der World Fair Trade Organization und der European Fair Trade Association. Vorsicht ist bei Zusätzen wie zum Beispiel kontrollierter Anbau oder regional geboten – da diese Begriffe ebenfalls nicht geschützt sind, ist ihre Auslegung recht dehnbar und haben somit wenig Aussagekraft. Hinzu kommt, dass nicht alle Gütesiegel von unabhängigen Stellen vergeben und kontrolliert werden. Einige Brands nutzen unternehmenseigene Siegel, die aufgrund der internen Vergabe und Kontrolle zum Teil nur bedingt aussagekräftig sind – wie zum Beispiel das Pro Planet Siegel der Rewe Group und das Gut Gemacht Logo von Tchibo. Mehr zum Thema Nachhaltigkeit bei Tchibo erfahrt ihr in unserem Artikel über die Nachhaltigkeits-Kampagne des Konzerns. Wir wollen ein wenig Licht ins Siegel-Dunkel bringen und geben euch einen Überblick über Unabhängigkeit und Kriterien der bekanntesten Siegel für faire und umweltfreundliche Lebensmittel und Non-Food-Produkte sowie Bio-Lebensmittel.
Siegel für fair gehandelte Lebensmittel und faire Produkte
Fair Trade Siegel sollen für mehr Gerechtigkeit im weltweiten Handel sorgen und die Lebens- und Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette verbessern. Sie kennzeichnen Produkte, bei denen soziale und zum Teil ökologische Kriterien bei Anbau, Produktion und Handel eingehalten werden. Achtung: Da der Begriff »fair« nicht geschützt ist, gibt es bei den Anforderungen der verschiedenen Siegel große Unterschiede. Wenn ein Produkt ein Fair Trade-Siegel trägt, bedeutet das nicht gleich, dass alle Inhalte zu 100% fair angebaut und gehandelt wurden.
GEPA
GEPA ist eines der größten europäischen Fair-Handelsunternehmen und wurde 1975 gegründet. In den Bereichen Soziales und Glaubwürdigkeit wird die GEPA oft als Best-Practice-Beispiel gesehen. Mit dem Ziel, mithilfe von fairen Preisen und langfristigen, möglichst direkten Partnerschaften Kleinproduzent:innen aus dem Globalen Süden zu fördern, importiert das Handelsunternehmen fair gehandelte Lebensmittel und Handwerksprodukte. Die Sozialstandards von GEPA sind anspruchsvoll und beinhalten unter anderem die Forderung von existenzsicheren Löhnen sowie die aktive Unterstützung der Vereinigungsfreiheit. Die an die Produzent:innen gezahlten Preise liegen oft über den internationalen Fair-Trade-Standards. Ein Großteil der Produkte von GEPA stammt aus zertifiziert ökologischem Anbau. Eigenen Angaben zufolge verwendet GEPA seine Gewinne ausschließlich für die Ziele des fairen Handels. Good to know: Das GEPA fair+ Zeichen ist kein zusätzliches Siegel, sondern soll Konsument:innen darauf aufmerksam machen, dass die GEPA »mehr als fair« ist und ihre Standards des fairen Handels stetig weiterentwickelt.
Fazit: Produkte von GEPA werden unter strengen Fair-Trade-Kriterien angebaut und gehandelt. Das Unternehmen leistet Pionierarbeit im fairen Handel und legt den Fokus neben sozialen Aspekten zusätzlich auf ökologische Kriterien und Nachhaltigkeit.
FAIRTRADE
Wenn es um fair gehandelte Produkte und Lebensmittel geht, ist das Fairtrade Siegel die wohl bekannteste Zertifizierung. Die Kriterien des Fairtrade Siegels erstrecken sich auf soziale, ökologische und ökonomische Aspekte entlang der gesamten Lieferkette. Zu den sozialen Standards zählen das Verbot von Kinderarbeit sowie von Diskriminierung, die Förderung gewerkschaftlicher Organisation und geregelte Arbeitsbedingungen. Ökologische Gesichtspunkte stehen nicht im Fokus: Zwar ist unter anderem der Einsatz von bestimmten Pestiziden verboten und eine ökologische Bewirtschaftung wird durch einen Bio-Aufschlag belohnt – trotzdem ist das Siegel nicht mit anderen Öko-Standards vergleichbar. Eine Zertifizierung mit dem Fairtrade Siegel bedeutet außerdem nicht gleich, dass alle Zutaten des Produkts zu 100% aus Fairtrade-Anbau stammen. Bei sogenannten Mischprodukten wie zum Beispiel Keksen oder Schokolade müssen nur mindestens 20% der Zutaten des Endprodukts von Fairtrade zertifiziert sein. Bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee erlaubt Fairtrade außerdem einen sogenannten Mengenausgleich, bei dem fair gehandelte Zutaten mit konventionellen vermischt werden. In diesem Fall trägt die Produktverpackung den Hinweis »mit Mengenausgleich«.
Fazit: Das Fairtrade Siegel bietet einen sehr guten Ansatz für den fairen Handel. Aber: Das Fairtrade Siegel bedeutet nicht gleich, dass alle Zutaten eines Produkts zu 100% fair gehandelt wurde – hier lohnt sich ein genauer Blick auf die Verpackung.
Bio Siegel für ökologische Lebensmittel
EU-BIO LOGO
Das EU-Bio Logo ist eines der bekanntesten und am meisten verbreiteten Siegel für Nahrungsmittel und hat zum Ziel, eine nachhaltige Landwirtschaft über klar definierte Regeln zu fördern. Die Vergabekriterien des EU-Bio Logos richten sich nach den aktuellen Bestimmungen der EG-Bio-Verordnung zum ökologischen Landbau. Dazu zählen unter anderem der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel, eine artgerechtere Tierhaltung sowie die Vergabe von biologischem Futtermittel und das Verbot von präventiver Antibiotika-Gabe. Die Einhaltung der Vorgaben des EU-Bio Logos wird mindestens einmal jährlich kontrolliert. Zusammengesetzte, verarbeitete Lebensmittel dürfen nur dann Bio oder Öko genannt werden, wenn die Zutaten zu mindestens 95% aus dem ökologischen Landbau stammen. Anders als bei anderen Bio-Siegeln müssen Landwirte, die nach den Richtlinien des EU-Bio Logos wirtschaften, ihren Betrieb nicht komplett auf Bio umstellen – solange die Produktion zeitlich oder räumlich getrennt ist, kann ein Betrieb sowohl konventionell als auch nach ökologischen Richtlinien produzieren.
Fazit: Das EU-Bio Logo bietet Mindeststandards für den ökologischen Landbau. Kritik wird besonders bei Vorgaben zur Tierhaltung laut, da diese zum Teil nicht eindeutig definiert sind und weit unter den Standards der anderen Bio-Siegeln liegen. Dass nicht nur komplette Betriebe, sondern auch einzelne Produkte eines konventionellen Betriebs zertifiziert werden können, steht ebenfalls in der Kritik.
DEUTSCHES BIO SIEGEL
Das Deutsche Bio-Siegel wurde 2001 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eingeführt. Die Anforderungen für das Siegel stimmen mit jenen des EU-Bio Logos überein – der einzige Unterschied: Das Deutsche Bio-Siegel ist eine freiwillige Kennzeichnung. Es kann zusätzlich zum EU-Bio Logo auf der Verpackung von Bio-Lebensmitteln angebracht werden und setzt voraus, dass das jeweilige Produkt bzw. Unternehmen bereits durch eine Kontrollstelle gemäß den EU-Bio-Vorschriften zertifiziert wurde.
Fazit: Das Deutsche Bio-Siegel kennzeichnet Produkte, die den EU-Mindeststandards für den ökologischen Landbau entsprechen, und ist lediglich eine freiwillige zusätzliche Kennzeichnung für bereits zertifizierte Produkte.
DEMETER
Demeter wurde bereits 1924 gegründet und ist der älteste Bioverband in Deutschland. Der Bio-Anbauverband gilt als Markenzeichen für den biologisch-dynamischen Landbau und steht für eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur. Die ökologischen Richtlinien von Demeter zählen zu den strengsten Kriterien für den Öko-Landbau. Der Fokus liegt auf dem Schaffen einer lebendigen Kreislaufwirtschaft, bei der jeder zertifizierte Hof zu einem eigenen Organismus werden soll, der aus sich selbst heraus lebensfähig ist. Um hochwertigen Kompost für den Ackerbau zu erzeugen, ist die Tierhaltung für Demeter-zertifizierte Betriebe daher obligatorisch. Tiere müssen Zugang zu Auslauf haben, und die schmerzhafte Enthornung von Rindern ist verboten. Wie bei den anderen Bio-Standards muss Tierfutter zu 100% biologisch sein – mindestens zwei Drittel müssen dabei Demeter-Qualität besitzen. Beim Landbau liegt der Fokus auf der Bodengesundheit als Grundlage für gesunde Nahrungsmittel. Produkte erhalten das Siegel, wenn sie mindestens 95% Bio- und 90% Demeter-Zutaten enthalten. Zertifizierte Betriebe werden einmal jährlich durch staatlich anerkannte, unabhängige Kontrollstellen geprüft.
Fazit: Die Bio-Richtlinien von Demeter gelten als die höchsten Standards für eine nachhaltige Landwirtschaft. Die Ansprüche des Siegels gehen sowohl weit über die gesetzlichen Mindestanforderungen als auch über jene von Bioland und Naturland hinaus.
BIOLAND
Bioland wurde 1971 als unabhängiger Verein gegründet und ist der größte ökologische Anbauverband in Deutschland. Das übergreifende Ziel von Bioland ist es, den organisch-biologischen Landbau zu fördern und zu verbreiten. Die Kriterien von Bioland basieren auf jenen des EU-Bio Logos, gehen aber weit darüber hinaus. So müssen beispielsweise 100% der Inhaltsstoffe eines zertifizierten Produkts aus biologischer Landwirtschaft stammen und es gibt striktere Vorgaben zur artgerechten Tierhaltung. Dazu zählen der ständige Auslauf für Legehennen, eine geringere Tieranzahl pro Hektar sowie Weidegang für Rinder. Tiertransporte sind auf maximal vier Stunden und 200 Kilometer Strecke begrenzt. Tierfutter muss zu 100% biologisch sein und mindestens zur Hälfte vom eigenen Betrieb oder aus einer regionalen Kooperation stammen. Beim Landbau gelten ebenfalls strenge Regeln – der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, mineralischem Kunstdünger und von Gentechnik ist wie bei allen Bio-Siegeln verboten; zusätzlich ist der Zukauf von Düngemitteln limitiert. Bioland legt großen Wert auf Regionalität und zertifiziert nur Erzeugerbetriebe in Deutschland und Südtirol. Zertifizierte Betriebe und Partner werden jährlich durch staatlich unabhängige Stellen kontrolliert.
Fazit: Die Bioland Richtlinien gelten als Best-Practice-Beispiel für Lebensmittel. Ökologische Kriterien stehen im Zentrum und erfüllen hohe Ansprüche, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen und besonders in Hinblick auf eine artgerechte Tierhaltung punkten.
NATURLAND
1982 in Deutschland gegründet, zählt Naturland zu den größten Öko-Verbänden weltweit und ist in 60 Ländern aktiv. Das Naturland Siegel setzt auf hohe ökologische Standards beim Anbau und der Verarbeitung von Nahrungsmitteln und geht mit seinen Kriterien ebenfalls weit über die gesetzlichen Vorschriften des EU-Bio Logos hinaus. Um das Naturland Siegel zu erhalten, muss der gesamte Betrieb nach strengen Richtlinien umgestellt werden, deren Einhaltung jährlich kontrolliert wird. Zu den Kriterien der Zertifizierung zählen neben den Mindeststandards der EU-Verordnung auch die Beschränkung der Düngemenge, ständiger Auslauf für Legehennen und Weidegang für Milchvieh und eine geringere Tieranzahl pro Hektar. Tiertransporte sind auf acht Stunden beschränkt, und das Tierfutter muss zu 100% biologischen Ursprungs sein –50% davon sollen vom eigenen Betrieb stammen. Neben den ökologischen Kriterien bietet der Öko-Verband mit Naturland Fair eine freiwillige Zusatz-Zertifizierung für bereits zertifizierte Erzeuger, Verarbeiter und Handelsunternehmen, die aus sieben sozialen Hauptkriterien besteht. Dazu zählen unter anderem faire Erzeugerpreise, gesellschaftliches Engagement, Transparenz sowie ein regionaler Rohstoffbezug.
Fazit: Auch das Naturland Siegel sieht strenge Richtlinien und hohe Standards vor, die gesetzliche Vorschriften übertreffen. Die Kriterien zur Tierhaltung sind bei Naturland nicht ganz so streng wie beispielsweise beim Bioland Siegel. Besonders die Naturland Fair Zertifizierung gefällt uns gut, da hierbei neben ökologischen Gesichtspunkten auch soziale Kriterien im Fokus stehen.
RAINFOREST ALLIANCE – Siegel für nachhaltige landwirtschaftliche Produkte
Rainforest Alliance ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die weltweit landwirtschaftliche Produkte wie zum Beispiel Kaffee, Tee, Bananen und Kakao zertifiziert. Zu den Vergabekriterien gehören sowohl soziale als auch ökologische Standards, die jedoch als nicht sehr weitreichend gelten. 2020 hat die Rainforest Alliance neue Standards mit deutlich verschärften Kriterien herausgegeben, die seit Sommer 2021 gelten und ab Sommer 2022 kontrolliert werden – dazu zählen zum Beispiel der Schutz von Biodiversität und das Verbot, natürlichen Wald für neue Plantagen abzuholzen.
Fazit: Die neuen Vergabekriterien lassen das Rainforest Alliance-Siegel deutlich besser dastehen. Im Vergleich zu anderen Zertifizierungen sind die Anforderungen jedoch immer noch sehr schwach. Kritik erntet das Siegel unter anderem für die fehlenden Mindestpreise für seine Produkte.
UTZ CERTIFIED – Siegel für umweltschonende landwirtschaftliche Produkte
UTZ Certified ist eines der häufigsten Siegel für Produkte wie Schokolade und Kaffee und soll für einen nachhaltigeren Anbau und bessere Zukunftsaussichten stehen. 2002 gegründet, gehört UTZ Certified seit 2018 zur Rainforest Alliance. Seitdem laufen die Zertifizierungsprogramme der beiden Siegel parallel; das UTZ Certified-Logo läuft währenddessen schrittweise aus und wird auf bereits zertifizierten Produkten zukünftig durch jenes der Rainforest Alliance ersetzt.
Fazit: UTZ Certified gilt als weltweit größtes Zertifizierungsprogramm für Kakao. Die Kriterien des Siegels sind jedoch nicht sehr anspruchsvoll und geraten immer wieder in die Kritik, besonders auch in Hinblick auf die geringe Höhe der Prämien für Farmer:innen.
Siegel für Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Einige Siegel zur Kennzeichnung von Lebensmitteln und Non-Food-Produkten legen ihren Fokus auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Da es hier keine gesetzlichen Regelungen wie zum Beispiel beim ökologischen Landbau gibt, lohnt sich bei den Umwelt-Siegeln ein genauer Blick auf die jeweiligen Vergabekriterien. Soziale Kriterien werden teilweise ebenfalls berücksichtigt, stehen bei der Bewertung aber nicht im Mittelpunkt.
BLAUER ENGEL – Siegel für umweltschonende Produkte
Der Blaue Engel ist ein Umweltzeichen, das vom Umweltbundesamt für verschiedene Produkte vergeben wird. Das Siegel zählt wohl zu den bekanntesten in Deutschland und wurde bereits 1978 eingeführt. Mit dem Blauen Engel zertifizierte Waren sollen der Umwelt weniger schaden als vergleichbare Produkte. Im Mittelpunkt der Beurteilung zur Vergabe des Siegels steht deshalb die Frage, wie das jeweilige Produkt Klima, Böden, Wasser, Luft und Ressourcen belastet. Über die Qualität oder den Gebrauchswert eines Produktes sagt eine Kennzeichnung mit dem Blauen Engel hingegen nichts aus; der Fokus liegt allein auf der Einhaltung von Umweltkriterien. Eine Kennzeichnung mi dem Siegel ist freiwillig. Kein anderes Label ist so breit aufgestellt, wie der Blaue Engel – das Siegel wird an viele Alltagsprodukte im Non-Food-Sektor vergeben, von Farben und Möbeln bis hin zu Waschmittel und Recyclingpapier.
Fazit: Kein Siegel ist so breit aufgestellt wie der Blaue Engel. Eine Kennzeichnung mit dem Siegel zeigt auf, dass ein Produkt umweltfreundlicher ist als eine vergleichbare Alternative. Da es sich beim Blauen Engel um eine freiwillige Zertifizierung hält, gibt es möglicherweise noch nachhaltigere Alternativen, die nicht gekennzeichnet sind. Genau hinschauen und vergleichen lohnt sich also auch hier.
FSC – Siegel für Produkte aus nachhaltiger Forstwirtschaft
FSC steht für Forest Stewardship Council, wurde 1994 gegründet und ist ein unabhängiges internationales Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft. Der FSC kennzeichnet Produkte, die mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft in einer zertifizierten Holzverarbeitungs- und Holzhandelskette produziert wurden. Dazu zählen u.a. Möbel, Papier und Verpackungen, aber auch fertige Holzbaustoffe und sogenannte Nicht-Holz-Waldprodukte wie Nüsse oder Öle. Die Zertifizierung durch den FSC basiert auf zehn Rahmenprinzipien und 70 Kriterien, die weltweit gelten. Dazu zählen zum Beispiel der Erhalt oder die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, eine niedrige Umweltbelastung und der Schutz indigener Völker. Auf Basis der allgemeingültigen Kriterien entwickelt jedes Land einen eigenen nationalen FSC-Standard. In deutschen FSC-zertifizierten Wäldern sind beispielsweise der Einsatz von Pestiziden sowie Kahlschläge verboten. Um die einheimische Artenvielfalt nicht zu gefährden, sind in zertifizierten Wäldern darüber hinaus nur maximal 20% nicht-einheimische Baumarten erlaubt. Das FSC-Siegel für Holzprodukte gibt es in drei Abstufungen: FSC 100%, FSC Mix und FSC Recycling. Die verschiedenen Siegel geben Auskunft darüber, wie hoch der Anteil des zertifizierten Holzes im jeweiligen Produkt ist.
Fazit: Das FSC-Siegel ist das weltweit häufigste Zertifikat für Wälder und Holzprodukte und fördert eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern sowie die nachhaltige Verarbeitung von Holz.
MSC – Siegel für nachhaltige Fischerei
Das MSC-Siegel ist ein internationales Label für Fisch und Meeresfrüchte aus bestandsschonender Fischerei, wobei MSC kurz für Marine Stewardship Council steht. Der inzwischen unabhängige Verein wurde 1997 vom WWF und dem Konzern Unilever gegründet, um eine Lösung für das Problem der Überfischung zu bieten. Das Ziel vom MSC ist es, die dramatische Überfischung in den Weltmeeren zu reduzieren und einen nachhaltigen Fischfang zu etablieren, der Fischbestände schützt und möglichst minimale Auswirkungen auf das jeweils betroffene Ökosystem hat. Etwa 14% der weltweiten Fangmenge stammen von MSC-zertifizierten Fischereien. Um eine Zertifizierung durch den MSC zu erhalten, müssen Fischprodukte drei Voraussetzungen erfüllen: Fischbestände dürfen nicht überfischt werden und müssen sich immer wieder erholen können, die Artenvielfalt und Funktionsfähigkeit der betroffenen Ökosysteme muss erhalten bleiben und alle regionalen und international geltenden Gesetze müssen eingehalten werden. Zertifizierte Fischereien werden regelmäßig durch unabhängige Gutachter kontrolliert und bewertet. Kritik am MSC-Siegel wird unter anderem in Hinblick auf das Problem des Beifangs laut – in den Fischernetzen verheddern sich unter anderem Haie, Delfine und Schildkröten und verenden dort qualvoll. Es gibt keine gesetzlichen Regelungen zu einer Beifang-Quote, und die geltenden Standards werden oftmals als nicht streng genug angesehen.
Fazit: Eine Zertifizierung durch den MSC ist ein Schritt in die richtige Richtung – jedoch ist nachhaltiger Fischfang besonders in Hinblick auf die Auswirkungen auf das jeweils betroffene Ökosystem sowie das Problem des Beifangs ein heikles Thema. Wir sehen bei der Zertifizierung noch Luft nach oben. Dennoch gilt das MSC-Siegel als derzeit beste verfügbare Zertifizierung für Wildfisch auf dem Markt.
Gütesiegel für Möbel:
RAL-Gütezeichen
GS-Zeichen
PEFC
Weitere Fair Trade, Nachhaltigkeits- und Bio- Siegel:
Biokreis
Biopark
EcoVeg
El Puente
EU Ecolabel
FairBio
Fair for Life
Forum Nachhaltiger Kakao
RSPO
SPP (Simbolo de pequenos productores)
WFTO – World Fair Trade Organization
Für noch mehr Infos rund um Textil-Siegel empfehlen wir euch unseren Guide: Fair Fashion & ökologische Mode – Siegel für nachhaltige Textilien
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