Nike, H&M, Adidas & Co – Green oder Greenwashing?

Was genau steckt eigentlich hinter dem »grünen Versprechen« von Nike, H&M, Adidas & Co? Wir haben die (selbsternannten) nachhaltigen Kollektionen bekannter Konzerne genauer unter die Lupe genommen. Um sich hinsichtlich der globalen Erwärmung und dem wachsenden Interesse an Nachhaltigkeit sowie Fair Fashion anzupassen, launcieren viele internationale Modekonzerne Kampagnen zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Alles bloß Greenwashing und Imagepolitur? Oder ist mehr dahinter? Welcher Eco Linie kann man vertrauen, was ist ein guter Anfang und bei welchen Unternehmen und Kampagnen sollte man skeptisch bleiben? Wir finden: Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist wesentlich besser!

 

 

׀ NIKE – Flyleather Campaign
Die neueste Kampagne von Nike heißt »Flyleather«. Auf der Homepage wird das Ganze als erstklassig und nachhaltig beschrieben. Denn der Globalplayer hat ein neues Material entwickelt, das zu mindestens 50% aus recycelten Naturlederfasern und Wasser besteht. Aber da stellt sich unweigerlich die Frage, aus welchen Materialien die andere Hälfte besteht, oder?

Die Materialien:
Reststoffe aus der Lederproduktion, synthetische Stoffe, Wasser

Das Versprechen:
Der Unterschied zu einem herkömmlichen Verwertungsprozess von Leder besteht darin, dass für »Flyleather«-Produkte Leder-Restbestände verwendet werden. Denn laut Nike entstehen während der Lederverarbeitung durchschnittlich etwa 30% Abfälle, diese Kuhhäute landen in der Regel auf Mülldeponien. Um dem entgegenzuwirken, bezieht das US-Unternehmen genau dieses Drittel an Überbleibseln, das dann später zu Fasern weiterverarbeitet wird. Die recycelten Fasern werden dann mit synthetischen Fasern und einer Stoffinfrastruktur kombiniert, so dass alles zu neuen Material verschmilzt. Zum Schluss geht das Ganze dann noch durch einen Finishing-Prozess, wo die Stoffe zugeschnitten oder vernäht werden. Nike preist das »Flyleather« so hoch an, weil es einerseits aus Reststoffen gefertigt wird und sich andererseits sehr hochwertig anfühlt und einen angenehmen Tragekomfort gewährleistet. Die Vorteile des neuen Materials sind folgende: etwa 90% weniger Wasserverbrauch, der CO2-Fußabdruck ist um etwa 80% geringer als bei herkömmlicher Lederherstellung, niedriger Carbon Footprint außerdem hat es, da das Leder auf einer Rolle produziert wird, eine höhere Schneideeffizienz – so wird weniger Abfall produziert.

All in All:
Das Gute daran: Ihr könnt die Klassiker von Nike, den »Air Force 1«, »Air Max 90«, »Cortez«, »Jordan 1«, and »Tennis Classic« jetzt auch in der nachhaltigeren Variante erstehen. Aber aufgepasst. Limited Edition. Zum Glück sage ich, denn leider ist das in meinen Augen nur ein Scheinvorteil. Denn im Vergleich zu tatsächlich nachhaltigen Materialien, besteht das »Flyleather« von Nike erstens nur zu 50% aus recycelten Stoffen und zweitens handelt es sich dabei – angesichts der Massenfabrikation des Konzerns bloß um einen Tropfen auf den heißen Stein. Außerdem weiß jeder, dass Nike in Sachen nachhaltiger Produktion und fairer Mitarbeiterbezahlung nicht unbedingt Vorbild-Charakter hat, sondern immer wieder massiv in der Kritik steht. Dennoch ist die Kampagne eine interessante Idee, die konsequent zu Ende gedacht werden sollte. Denn allein durch einen Anteil von 50% wird ein Kleidungsstück noch lange nicht zu einem nachhaltigen Produkt. Ich finde, es handelt sich hier eindeutig um Imagepolitur anstatt dass wirklich aus Rücksicht auf unseren Planeten gehandelt wird. Sorry but not Sorry.

 

 

׀ C&A – Cradle to Cradle T-Shirt
Das belgische Unternehmen C&A schließt sich ebenfalls der »grünen Bewegung« an und hat im März dieses Jahres das weltweit erste »Cradle to Cradle« Gold-Level zertifizierte T-Shirt auf den Markt gebracht. Entworfen wurden zwei Oberteile aus recycelten Materialien, die in 17 unterschiedlichen Farben erhältlich sind. Das Besondere daran: Der Schriftzug »designed to be recycled« verrät, was drin steckt. Die T-Shirts sind seit diesem Sommer in ausgewählten Filialen sowie im Onlineshop erhältlich.

Die Materialien:
100% organische Baumwolle, die unter umweltfreundlichen Produktionsbedingungen verarbeitet wird, pflanzliche Farben, kompostierbare Garne

Das Versprechen:
C&A
legt nach eigenen Angaben großen Wert darauf, Produkte herzustellen, die nach ihrer Verwendung keinen zusätzlichen Müll produzieren. So kann das Cradle to Cradle T-Shirt wiederverwertet oder kompostiert werden und benötigt nach dem Abtragen keinen aufwendigen Verwertungsprozess. Mit diesem Closed Loop-Produkt möchte C&A in die Richtung einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Gesellschaft steuern und in Hinblick auf Klimaschutz, Nachhaltigkeit und soziale Fairness umrüsten.

All in All:
Eine wichtige Initiative, die als Vorbild für andere Konzerne dienen soll und klarstellt, dass es möglich ist, Kleidung herzustellen und zu einem erschwinglichen Preis anzubieten, ohne die Umwelt zu belasten. Vor allem die Intention, die hinter dem Engagement steckt, scheint auf den ersten Blick für eine nachhaltigere Zukunft zu sprechen. Doch bedauerlicherweise ist eine Kollektion im Vergleich zu Dutzenden, die C&A vertreibt nur ein Minimum in die »grüne Richtung«. Trotzdem ein guter Anfang, der nach Mehr schreit.

 

 

׀ H&M – Bring It-Kampagne, Conscious Collections & Close the Loop
Jeder kennt H&M. Jeder trägt Teile von H&M. Jeder geht zu H&M, wenn er auf der Suche nach Basics, Trendteilen oder klassischen Stücken ist. Ja, leider ist das so. Die sogenannte »Bring It-Kampagne« ermöglicht es seit 2013 H&M-Kunden, ihre getragene Kleidung abzugeben und wiederzuverwerten. So wirbt das Unternehmen damit, dass es im Laufe der vergangenen Jahre bis zu 40.000 Tonnen Kleidung gesammelt hat. Zudem launciert H&M regelmäßig seine »Conscious Collection«, die aus nachhaltigen Materialien wie Bio-Baumwolle oder recyceltem PET hergestellt werden. Und last but not least launcht das Unternehmen im Oktober seine vierte »Close the Loop Denim-Collection«, mit Teilen, die aus recycelten Materialien hergestellt werden. 

Die Materialien:
Bionic Polyester, das aus angeschwemmten Plastikabfällen gewonnen wird, Biobaumwolle, Lyocell, Polyamid, Seide, Elasthan uvm.

Das Versprechen:
Als »Stil und die Welt der menschlichen Sinne« beschreibt H&M seine neue »Conscious Collection«, die seit kurzem wieder erhältlich ist. Das Ganze wird dann als »Die Schönheit der Nachhaltigkeit« betitelt und verspricht einen sexy Look, den man mit angeblich gutem Gewissen kaufen und tragen kann. Vom Brautkleid bis hin zur Volantbluse und dem klassischen Blazer ist wirklich alles dabei.

All in All:
Nachdem ich mich lange mit H&M beschäftigt habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass H&M wirklich stark versucht, sich nachhaltiger zu entwickeln, es aber leider nicht schafft. Denn die Bring It-Kampagne scheint keineswegs Vorteile mit sich zu bringen – lediglich für den Kunden, weil dieser für jeden Sack voller alter Kleidung einen 10%-Gutschein erhält. Aber was man dabei vergisst, ist die Tatsache, dass die Kampagne letztendlich zu noch mehr Konsum anregt, und dass der Einzige der davon profitiert, das Unternehmen selbst ist, weil es zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt – nämlich einerseits seine Umsätze steigert und anderseits sein Image aufpoliert. Aus meiner Sicht ist die »Conscious Collection« eigentlich nur eine Kampagne, die dazu dienen soll, schlechtes Gewissen zu beruhigen. Denn leider sind die Kleidungsstücke nur zum Teil aus nachhaltigen Materialien und nicht ansatzweise zu 100% aus umweltfreundlichen Materialien hergestellt.

 

 

׀ LEVI‘S – Water<Less
Bestimmt hat jeder von uns eine heiß geliebte Levi’s Jeans im Schrank oder denkt zumindest darüber nach, sich eine zuzulegen. Das amerikanische Label ist seit den 1920ern quasi der Denim-Hersteller No.1 und in Sachen Jeans einer der Big Global Players. Gemeinsam mit water.org hat Levi’s eine Technik entwickelt, bei welcher der Wasserverbrauch im Finishing-Prozess um 96% verringert wurde. Seit 2012 findet die Methode Anwendung in der Herstellung vielzähliger »Water<Less« Produkte. Auf die Weise konnten bereits 1,8 Milliarden Liter Wasser gespart werden.

Die Materialien:
Baumwolle, Polyester, Elasthan

Das Versprechen:
Levi’s
setzt auf umweltschonende Produktionsverhältnisse und besonders auf Nachhaltigkeit. Auf der Website wird das Ganze so formuliert: »Jeder Tropfen zählt, deshalb ist es uns mit dem Wasser sparen ernst.« Dementsprechend entwerfen die Designer innovative Kleidungsstücke, um den perfekten Jeanslook auf den Markt zu bringen, der gleichzeitig weniger Wasser für die Herstellung verbraucht.

All in All:
»Water<Less« legt einen wichtigen Grundstein für die Zukunft, da viele Käufer die Auswirkungen ihrer Kleidung auf die Umwelt unterschätzen. Jedoch stellt Levi’s bis jetzt nur 40% seiner Produkte mit der wassersparenden Methode her. Bis zum Jahr 2020 soll die Prozentzahl bis auf 80% steigen. Immerhin wird der Weg in die richtige Richtung geebnet, trotzdem könnte ein Großkonzern wie Levi’s als Vorbild dienen und nach Möglichkeit komplett umrüsten. Denn leider ist es inkonsequent, wenn einerseits Wasser eingespart wird, es jedoch in der Herstellung anderer Produkte wieder verprasst wird.

 

 

׀ ADIDAS X PARLEY FOR THE OCEANS – Kooperation
Wer mit dem Gedanken spielt, sich neue Sportkleidung zuzulegen, denkt bestimmt zuerst an Adidas. Da seit Jahrzehnten unvorstellbare Mengen an Plastikmüll in die Meermeere gelangen, hat sich das Label mit der Organisation »Parley for the Oceans« zusammengetan und gemeinsam eine Initiative entwickelt, die aus Abfall einzigartige Produkte macht. So werden aus Müllresten, die aus dem Meer gefischt werden, funktionale Sportprodukte hergestellt.

Die Materialen:
Parley Ocean Plastik, Polyester, Garn (zum Großteil aus Ozeanplastik)

Das Versprechen:
Ziel von Adidas ist es, im Laufe der Jahre vollständig auf die Verwendung reiner Kunststoffe zu verzichten und ökologische Innovationen als Standard in der Sportbranche zu integrieren. Neben dem »Terrex«-Schuh und dem gleichnamigen T-Shirt ist das neueste Produkt ein, aus recycelten Plastikfasern hergestelltes Fußballtrikot, mit dem der FC Bayern München letztes Jahr pünktlich zum Anpfiff auf dem Platz stand. Adidas x Parley forscht und entwickelt weiterhin Lösungen für eine bessere Zukunft.

All in All:
Insgesamt sind die Idee sowie die Umsetzung der Verwendung von Ozeanplastik zur Herstellung von innovativen Sportprodukten absolut überzeugend. Doch leider ändert es kaum etwas an der Gesamtsituation, wenn Adidas sich einerseits mit nachhaltigem Gewissen engagiert und trotzdem jede Menge Produkte außerhalb der Parley-Linie unter Verwendung von schädlichen Chemikalien in Billiglohnländern herstellt. Fazit: Der Anspruch »nachhaltiger werden« unterscheidet sich deutlich von »nachhaltig sein« und dementsprechend ganzheitlich zu agieren.

 

 

׀ G-STAR X PHARELL WILLIAMS – RAW for the Oceans & Elwood X25
Seit 2014 ist Pharrell Williams Miteigentümer des niederländischen Labels G-Star RAW. Die Partnerschaft fand sich durch Pharrells Firma Bionic Yarn, die auf das Recyceln von Ozeanplastik, die sich in Denim verwandelt, spezialisiert ist. 2015 erschien die Kollektion »RAW for the Oceans«, als weltweit erste Denim-Kollektion aus Ozeanplastik. Zudem brachte G-Star RAW dieses Jahr gemeinsam mit dem Künstler die Denim-Kollektion »Elwood X25« auf den Markt.

Die Materialien:
RAW für the Oceans: Bionic Yarn – aus Ozeanplastik gewonnenes Garn
Elwood X25: Baumwolle, Elasthan, Leinen

Das Versprechen:
Nachdem Pharrell 2015 zunächst an der nachhaltigen Kampagne mitgewirkt hatte, releaste er 2017 nun seine eigene Denim-Kollektion mit 25 verschiedenen Prints. Der Hintergrund von »RAW for the Oceans« beschäftigte sich vor allem damit, die in die Ozeane gelangten Abfälle wiederzuverwerten und sie als Basis für eine Denim-Linie zu recyclen. Bei »Elwood X25« geht es jedoch in erster Linie um Innovation, Kreativität und Selbstverwirklichung. »RAW for the Oceans« sollte ein Anstoß dafür sein, sich von den herkömmlichen 10%-Polyesteranteil in der Kleidung zu entfernen und diesen durch recycelte Kunststoffe zu ersetzen.

All in All:
Zwei Kampagnen, die auf jeden Fall einhalten, was sie versprechen. Doch was ist mit dem Rest? G-Star RAW ist vor allem bekannt wegen seiner beliebten Jeans. Dabei dienen »RAW for the Oceans« sowie »Elwood X25« als Vorzeigeinitiativen, die sich zwar nachhaltig engagieren, aber vom Rest des Unternehmens ablenken. Denn G-Star RAW fabriziert haufenweise (Denim-)Produkte, die in puncto Herstellung und Materialien weit entfernt von Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeitsbestreben sind.

 

 

׀ OTTO – re:BLOG, Mindestlöhne & Co
Das Hamburger Versandhandelsunternehmen Otto ist bekannt für seine große Bandbreite an vielen und vor allem verschiedensten Produkten. Von Fashion und Interior bis hin zu den neuesten Trends ist im Online-Shop alles vertreten… Das neueste Projekt des Unternehmens, der sogenannte re:BLOG, beschäftigt sich damit Nachhaltigkeit präsenter und vor allem erfahrbar zu machen. Die Plattform richtet sich vor allem an Menschen, die sich mit unserer Umwelt und einem bewussteren Konsumverhalten auseinandersetzen und über neueste Entwicklungen und nachhaltige Alternativen informieren wollen. Doch wie nachhaltig kann ein Versandkonzern, der eine riesige Auswahl an Produkten anbietet tatsächlich sein?

Die Materialien:
Baumwolle, Elasthan, Cotton made in Kenya, Polyester…

Das Versprechen:
Neben dem re:BLOG setzt sich Otto seit geraumer Zeit für die Asian Floor Wage Campaign zur Sicherung von Mindestlöhnen ein. Außerdem existiert seit 2013 eine Kampagne zum Gewinn von Bio Baumwolle, die bis spätestens 2020 zu 100% für die Herstellung firmeneigener Produkte verwendet werden soll. Hölzer zur Herstellung von Möbeln sollen demnach Forest Stewardship Council zertifiziert sein. Außerdem sind alle „nachhaltigen“ Produkte im Online-Shop mit dem GOOD-Product-Label gekennzeichnet. Darüber hinaus möchte Otto mit dem re:BLOG als Wegweiser für diejenigen dienen, die auf der Suche nach Orientierung, Austausch und Inspiration angesichts der globalen Entwicklung sind. Darüber hinaus engagiert sich der Konzern in Sachen Klimaschutz und Sozialverantwortung.

All in All:
Die Projekte von Otto sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, der die Chance gibt, sich hinsichtlich unserer Umwelt zu engagieren, zu verändern und vielleicht auch anzupassen. So sind die vielen Kampagnen von Otto spannende und interessante Anregungen für jeden, der sich gerne mit zukunftsorientierten Themen, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein beschäftigt. Allerdings kommt ganz unweigerlich die Frage auf, inwiefern die über 2 Millionen (!) Produkte, die Otto vertreibt, diesen Kriterien gerecht werden und ob es bei solch einem breit aufgestellten Sortiment überhaupt möglich ist, den Überblick über die jeweiligen Produktionsketten sowie die diversen Zulieferer zu behalten. In dem Fall wäre, wie so oft im Leben, weniger deutlich mehr. Dementsprechend sollte der Fokus auf ausgewählten und fair produzierten Produkten liegen, anstatt auf Fashion, Interior und Technik en masse…

 

 

׀ WEEKDAY – Eco Denim & Swimwear
Die schwedische Marke ist Teil des Großkonzerns H&M. Jedoch unterscheidet sich Weekday durch zielstrebiges Engagement und grundlegende Werte von seiner Mutterfirma. Dass Weekday bereits zahlreiche Kollektionen herausgebracht hat, die sich auf jeden Fall in die »grüne Richtung« bewegen, ist kein Geheimnis. Seit 2015 werden alle Denim-Kollektionsteile aus recycelter und nachhaltig abbaubarer Bio-Baumwolle hergestellt. Zudem wurden bei der im Sommer launcierten Swimwear-Kollektion alle Teile aus 100% Reststoffen, die in der Textilproduktion übrig geblieben sind, hergestellt.

Die Materialien:
Denim: organische Baumwoll(-mischung), recycelte Bio-Baumwolle
Swimwear: recycelte Polyamide, recycelter Polyester

Das Versprechen:
Weekday
möchte sich in Zukunft noch mehr in Richtung Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und vor allem Klimaschutz bewegen. Neben Denim-Trends ist zudem auch eine Swimwear-Kollektion aus recycelten Materialien erhältlich. Im Fokus des Unternehmens stehen Faktoren wie »nachhaltige Prozessoptimierung und ideale Materialnutzung« – so äußerte sich der Chefdesigner Johan Tegman-Langer in einem Interview.

All in All:
Die authentische Eigeninitiative, die man bei H&M vermisst, findet sich in den Bemühungen von Weekday schon eher wieder. Denn hier stehen ökologische sowie nachhaltige Faktoren bei der Entwicklung neuer Linien auf jeden Fall stärker im Vordergrund als beim Mutterkonzern. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Weekday abseits der nachhaltigen Kollektionen weiterhin nach dem Fast Fashion-Prinzip herstellt. Jedoch sollen die Grundlagen der Eco Linien in naher Zukunft auch auf Knitwear und Jersey erweitert werden. Zudem möchte das Label transparenter werden, sodass die Konsumenten sich genau über ihre Produkte informieren können. Der Prozess erfolgt trotzdem Schritt für Schritt – sozusagen als Grundlage für den Weg in eine bessere Zukunft. Mal beobachten, was letztendlich draus wird.

 

 

׀ ZARA – Join Life-Kampagne & Eco Friendly Flagship Store
Das spanische Fast Fashion Unternehmen, das zu Inditex, einem der weltweit mächtigsten Textilkonzerne gehört und das in jüngster Vergangenheit wegen seines Magermodel-Werbeplakats »Love your curves« mit Shitstorms zu kämpfen hatte, hat im vergangenen Jahr im Herzen Manhattans einen Flagship Store eröffnet. Der Store dient als Vorzeigeobjekt in Sachen Umweltbewusstsein. Laut Zara stellt er die Basis für großes Vorhaben dar. Denn bis sollen 2020 alle Stores weltweit auf 100% Öko-Effizienz umgerüstet werden. Nachhaltigkeitsbestreben, ein möglichst geringer Energieverbrauch sowie Recyclingmaßnahmen scheinen Teil des Programms von Zara zu sein. Außerdem hat Zara im Sommer die »Join Life Collection Summer 2017« launciert, die aus nachhaltigen Materialien und angeblich zum Schutz unserer Umwelt und unserer Umgebung entwickelt wurde. Es gibt eine Damen-, Herren-, Kinder- und eine etwas erschwinglichere TRF-Kollektion, die aktuell alle noch im Online Store erhältlich sind.

Die Materialien: Tencel Lyocell, recyceltes Polyester, (Bio-)Baumwolle, Elasthan

All In All:
Das alles klingt doch in erster Linie wirklich beeindruckend, oder? Oder haben wir es hier mit Greenwashing zu tun? Denn was schnell in Vergessenheit gerät, ist der Fakt, dass der Megakonzern Zara auch weiterhin in Billiglohnländern produziert und seine Milliarden-Profite auf Kosten seiner Mitarbeiter erwirtschaftet, die gewissenlos ausgebeutet werden. In meinen Augen dienen der Flagship Store und die Join Life-Kollektion eigentlich nur dazu, sich in einem besseren Licht zu präsentieren und von den wesentlichen Fakten abzulenken. Außerdem stellt sich mal wieder die Frage, inwiefern ein Konzern wie Zara überhaupt gewillt ist, sich nachhaltig auszurichten, wenn er abseits einer einzelnen Kollektion ausschließlich Fast Fashion produziert? Außerdem sind die Kleidungsstücke der Kollektion nicht alle zu 100% umweltfreundlich. Ein kleines Beispiel: Im Online Shop findet man eine Materialangabe, auf der zu lesen ist »Zu mindestens 25% aus recyceltem Polyester.« Man sollte auch hier wieder einen Unterschied machen zwischen nachhaltig und etwas nachhaltiger, denn der ist riesengroß.

 

 

10 ׀ TCHIBO – Eco-Logic Kollektion & Zusammenarbeit mit FairWertung-Organisationen
Tchibo hat schätzungsweise so ziemlich jeden von uns, vor allem mit seiner TCM-Kleidung, von Kindheit an begleitet. Der Konzern war in der Vergangenheit jedoch immer wieder arg umstritten. Bei Tchibo bekommt man schon lange nicht mehr nur Kaffee, sondern von Gartenutensilien bis zum Babyspielzeug und Rasierapparat so ziemlich alles. In diesem Beitrag soll es aber lediglich um die »Eco-Logic Kollektion« und die neueste Kooperation mit »FairWertung-Organisationen« gehen.

Die Materialien:
Eco-Logic Biobaumwolle

Das Versprechen:
Tchibo
verspricht durch die »Eco-Logic Kollektion« faire, umweltfreundliche und vor allem zukunftsorientierte Produktionsverhältnisse. Denn im Rahmen des Eco-Logic Projektes werden indische Kleinbauern bezüglich des nachhaltigen Baumwoll-Anbaus gebrieft. Das Besondere daran ist, dass die Eco-Logic Baumwolle frei von Pestiziden und chemischen Stoffen ist. Zudem werden die Farmer finanziell abgesichert, da das Projekt die Abnahme ihrer Produkte zu einem fairen Preis verspricht.
Tchibo hat sich mit dem Dachverband »FairWertung«, ein bundesweites Netzwerk von gemeinnützigen Organisationen, die Altkleider sammeln, zusammengetan. Die Kampagne läuft unter dem Rahmen »Gut gemacht – weiter gedacht«, aber was bedeutet das für uns? Tchibo empfiehlt seinen Kunden, Altkleidung an FairWertung-Organisationen weiterzugeben. So kann alte Kleidung sinnvoll weiterverwendet oder verwertet werden, um Umweltressourcen zu schonen. Die Textilien werden beispielsweise in Kleiderkammern oder Gebrauchtkleiderläden sortiert und zu fairen Preisen weiterverkauft. Außerdem soll daran gearbeitet werden, dass Tchibo-Textilien zukünftig eine längere Lebensdauer haben und der Recyclingprozess soll vereinfacht werden.

All in All:
Die Kollektion ist sicherlich ein guter Anfang aber wie auf der Homepage ehrlicherweise geschrieben steht, gibt es noch Einiges zu tun. Trotzdem scheint Eco-Logic eine Initiative zu sein, die sich um Fairness sowie um unsere Umwelt bemüht. Zudem basiert bereits 80% des Gesamtsortiments von Tchibo auf nachhaltiger Biobaumwolle. Mal sehen, was die Zukunft mit sich bringt. Außerdem unterliegt die FairWertung-Kampagne im Gegensatz zu anderen Initiativen, wie beispielsweise der von H&M, einer anderen Grundidee. Denn Tchibo nimmt die alte Kleidung nicht selbst entgegen, sondern unterstützt FairWertung-Organisationen, indem der Konzern seine Kunden aufruft, die Kleidung direkt weiterzugeben. Die Kleidung wird dort sinnvoll weiterverwertet und nicht unter umweltschädlichen Prozessen vernichtet. Damit ist – meiner Meinung nach – schon mal ein guter Schritt im Sinne unserer Umwelt getan. Wer erfahren möchte, welche Anlaufstellen in der eigenen Umgebung lokalisiert sind, kann sich direkt auf der FairWertung Homepage informieren.

 


11 ׀ ASOS – Eco Edit
Das britische Unternehmen Asos scheint wohl jedem von uns das Last-Minute Outfit gesichert zu haben. Denn unter einer riesigen Auswahl an Mode, Accessoires und vielem mehr findet sowohl Mann als auch Frau sicherlich zu jedem Anlass die passende Klamotte. Seit kurzer Zeit gibt es im Online Shop die Kategorie Eco Edit unter der einerseits Asos Made in Kenya Produkte und andererseits die Asos Eco Edit Bademode-Kollektion sowie die erste nachhaltig erste nachhaltig produzierte Eco Edit Menswear Kollektion, die just lanciert wurde, zu finden sind. »Asos verpflichtet sich dafür seine Auswirkung auf den Planeten zu reduzieren.« Steht auf der Homepage geschrieben, doch was genau steckt dahinter?

Die Materialien:
Upcycled Denim, recyceltes Garn, Sweatshirt-Stoff, Polyester, Elasthan, Webstoff

Das Versprechen:
Gemeinsam mit der afrikanischen Textilmanufaktur Soko hat Asos die Fair Trade Kampagne Asos made in Kenya ins Leben gerufen. Basierend auf Zeichnungen von afrikanischen Grundschulkindern, ist eine Kollektion entstanden, die sich durch Leoprints und florale Muster auszeichnet. In Zusammenarbeit mit Soko verspricht Asos sichere Arbeitsbedingungen und leistet einen Beitrag zum Thema ökofaire Mode. Außerdem hat Asos im Online Shop unter der Kategorie Eco Edit eine Menge an Labels (etwa 45) zusammengestellt, die ihrer Meinung nach Richtlinien zu nachhaltiger Produktion erfüllen.

All in All:
Tolle Aktion, nur leider ein viel zu geringer Anteil im Vergleich zum Rest des Unternehmens. Im Online Shop lassen sich (zum jetzigen Zeitpunkt!) lediglich 28 Teile entdecken, die unter der Asos made in Kenya Kampagne entstanden sind. Asos strebt jedoch danach, die Kampagne weiter auszubauen. Die Bademode ist leider auch nur in kleinen Teilen vertreten… Außerdem bestehen die Produkte nicht zu 100% aus nachhaltigen Materialien, was uns daran zweifeln lässt, wie umweltschonend Asos letzendlich handelt. Denn der Großteil des Online-Konzerns vertreibt leider fast ausschließlich Fast Fashion Artikel…

 

 

12 ׀ TOPSHOP – Reclaim to wear
Und zu guter letzt geht es um eine Kampagne von Topshop, die im Herbst des vergangenen Jahres aktuell war. Unter dem Namen »Reclaim To Wear« hat das britische Unternehmen eine Upcycling-Capsule-Kollektion entwickelt, die aus überschüssigen Restmaterialien vorheriger Designs hergestellt wurde.

Die Materialien:
Baumwolle, Denim, Jersey

Das Versprechen:
Durch die Kollaboration mit »Reclaim To Wear« befasst sich Topshop mit Themen wie Zero Waste und Umweltschutz. Dadurch, dass keine neuen Materialien hergestellt werden und die »Resteverwertung« den Produktionskreislauf schließt, wird der ökologische Fußabdruck relativ klein gehalten. Die Designer verstehen das Projekt als ersten Schritt zur Schaffung eines Designs, das keinen Müll produzieren soll und somit umweltschonend ist.

All in All:
Die Intention des Projektes ist eigentlich interessant, doch leider keineswegs zukunftsorientiert oder nachhaltig. Klar werden durch die Kampagne Reste verwertet und diese unterliegen keinem aufwendigen Recyclingprozess. Aber in puncto Arbeitsverhältnisse, Produktionsbedingungen, Fair Trade (so könnte das jetzt noch stundenlang weitergehen) sind leider noch keine weiteren Schritte in die richtige Richtung erkennbar. Natürlich ist festzuhalten, dass die Reclaim To Wear-Kampagne ein tolles Projekt war, der Großkonzern Topshop jedoch versucht – zumindest meiner Meinung nach – die Kampagne zu nutzen, um sich in einem besseren Licht zu präsentieren und von wesentlichen Fakten abzulenken. Fast Fashion ist und bleibt ein massives Problem und schadet unserer Umwelt enorm. Leider ist mit etwas Imagepolitur keinem geholfen.

 

 

Fotos: PR

 

Und hier geht’s zu unserem Greenpeace Interview – Alles Greenwashing, oder was?

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