Der Kaffeekonsum in Deutschland ist auf Rekordniveau: Im Schnitt trinken wir vier Tassen Kaffee pro Tag. Und wo Profit ist, ist Ausbeutung nicht weit. Wie wir unseren Kaffee daher am liebsten trinken? Ohne schlechtes Gewissen! Wir verraten dir heute, warum Direct Trade oder Fairtrade Kaffee so wichtig ist und stellen dir den besten nachhaltigen Kaffee vor.
Mein erster Gang am Morgen geht schnurstracks in Richtung Kaffeemaschine. Der morgendliche Cappuccino ist ein Ritual geworden, um noch einen klitzekleinen Moment innezuhalten, bevor der alltägliche Wahnsinn über mich einprasselt. Oder mit anderen Worten: Mama braucht ihren Kaffee. Und scheinbar nicht nur Mama, sondern so gut wie jeder: Kaffee ist mit Abstand das beliebteste Getränk der Deutschen und irgendwie ja auch eine kleine Mini-Auszeit am Tag. So weit, so idealisierend. Das Geschäft mit Kaffee hingegen ist alles andere als ideal. Es ist brutal, unfair und um es beim Wort zu nennen: Sklaverei. Der Druck möglichst kostengünstigen Kaffee zu produzieren ist hoch und Kleinbauernfamilien sind oft in der Armutsfalle gefangen. Das Sagen haben die ganz Großen. Nur fünf multinationale Konzerne beherrschen 45% des Kaffeemarktes. Kleinbauernfamilien, die sich nicht in Kooperativen zusammengetan haben, sind ihnen schutzlos ausgeliefert. Hinzukommt, dass der Klimawandel Wetterumschwünge mit sich bringt, die sich auf die Ernte auswirken. Noch mehr Druck, noch mehr Armut.
Warum uns nur Fairtrade Kaffee in die Tasse kommt
Fairtrade Kaffee macht Kaffeegenuss ohne bitteren Beigeschmack möglich. Die Organisation setzt sich für gerechtere Bedingungen im internationalen Handel ein – insbesondere im Kaffee-Business. Fairtrade-Kaffeekooperativen sind demokratisch organsiert, was ihnen eine höhere Verhandlungsmacht verschafft. Durch den Zusammenschluss entsteht aber auch ein Austausch – zum Beispiel über angebotene Preise oder Anschaffungen, die gemeinsam getätigt werden können. Apropos Preise: Auf den Fairtrade-Mindestpreis – ist allen Weltmarktpreis-Schwankungen zum Trotz – Verlass. Heißt konkret: Kleinbauernfamilien, die unter den strengen Fairtrade-Bedingungen arbeiten, haben ein stabiles Einkommen und eine Art Sicherheitsnetz. Im Gegenzug verpflichten sie sich unter anderem, keine Kinderarbeit oder Zwangsarbeit zu vollziehen und auf nachhaltige Anbaumethoden zu setzen. Beim Kaffee-Shopping solltest du also nach dem Fairtrade-Siegel Ausschau halten. Kaffee mit diesem Siegel stammt 1:1 von einer Fairtrade-Kaffeekooperative.
Fairtrade vs. Direct Trade – Das sind die Unterschiede
Was ist nun der Unterschied zwischen Fairtrade und Direct Trade? Im direkten Handel kauft die Rösterei direkt bei den Produzent:innen. Durch den Wegfall von Zwischenhändlern bekommen die Kaffeebauern und Kaffeebäuerinnen einen Preis, der weitaus höher ist als der Marktpreis und oft auch höher als der des Fairtrade Gütesiegels. Aber nicht nur die Kaffeeproduzent:innen profitieren: Durch die direkte Zusammenarbeit haben Röstereien die Möglichkeit, einzigartige Kaffeebohnen in bester Qualität anzubauen. Direct Trade ist, anders als Fairtrade, keine Organisation mit eingetragenem Markenzeichen – es ist eine Art des fairen Handels. So oder so: Die Entscheidung für fair gehandelten Kaffee, in welcher Form auch immer, ist auf jeden Fall besser als der Griff zum konventionellen Kaffee.
Fairtrade Kaffee – Hier gibt’s den besten Bio Kaffee
1 | SONNENTOR – Direct Trade Kaffee, inspiriert vom Wiener Kaffeehaus
Ganze Bohnen, gemahlen, Instant-Kaffee bis hin zu Kaffee, der eigentlich gar keiner ist: Das österreichische Unternehmen Sonnentor hat für alle Vorlieben den passenden Kaffee im Sortiment – und der ist hinsichtlich des Röstprofils von nichts Geringerem inspiriert als der Wiener Kaffeehauskultur. Sprich: milde Säure trifft auf schokoladig-fruchtige Noten. Lecker! Das Ganze gibt es in drei aromatischen Sorten: Espresso, Melange und der entkoffeinierten Variante, wo wir schon beim nächsten Thema sind: Wer auf Koffein verzichten will, kann auch zum Falschen Kaffee greifen. Dieser basiert auf gerösteten Löwenzahnwurzeln und schmeckt malzig und süßlich. Unbedingt mal probieren! Sonnentor weiß aber nicht nur, wie Geschmack geht, sondern auch fairer Handel. Denn das Unternehmen betreibt mit Kooperativen in Mittel- und Südamerika direkten Handel. Dadurch entstehen wertschätzende Partnerschaften auf Augenhöhe. Selbstverständlich ist der Anbau nachhaltig, frei von künstlichem Dünger aber voller Liebe: Geerntet werden die roten Kaffeekirschen nämlich nach wie vor per Hand, um ausschließlich reife Kaffeebohnen zu gewinnen. Über sonnentor.com.
2 | TEIKEI – Nachhaltig produzierter Kaffee im Kaffeeabo
Wie wäre es, wenn der Kaffee pünktlich vor die Haustür geliefert wird, sobald sich der Vorrat dem Ende neigt? Genau dieses Prinzip, also ein Kaffeeabo, verfolgt Teikei, die übrigens auch ein eigenes Café im Hamburger Karolinenviertel betreiben. Das Abo ist eine Win-win Situation für beide Seiten: Wir stehen nie vor einer leeren Kaffeedose und die Bauern und Bäuerinnen haben die Sicherheit, dass ihre Ernte abgenommen wird. Im Fall der Non-Profit-Organisation stammt der Kaffee übrigens von einer Anbaugemeinschaft in Mexiko, von wo aus, die Bohnen per Segelschiff umweltfreundlich und getreu der eigens auferlegten »Mission Zero« zu den europäischen Röstereien geschifft wird. Nach dem Konzept der solidarischen Landwirtschaft wird mit mehreren Partner-Landwirten kooperiert und die Ernte aber auch die Risiken auf die Gemeinschaft verteilt. Was sonst noch wichtig ist? Den nachhaltigen Kaffee gibt es in zwei verschiedenen Röstprofilen: Als Filterkaffee oder Espresso. Cheers! Über teikeicoffee.org.
3 | GEPA – Pioniere des Fair Trade Kaffees
Gepa ist einfach ein El Dorado für Kaffeeliebhaber und zugleich der größte europäische Importeur von fair gehandelten Lebensmitteln aus den südlichen Ländern. Hier gibt es wirklich für jeden Geschmack die passende und fair gehandelte Bohne. Da wäre Bio Kaffee, Bio Espresso, Kaffeemischungen, entkoffeinierter Kaffee und sogar Bio Kaffee Pads. Den fairen Handel hat sich Gepa bereits seit 1975 auf die Fahne geschrieben und tatsächlich war der Bio Café Orgánico der erste faire Bio-Kaffee. Gepa Kaffee wird von demokratisch organisierten Kleinbauernorganisationen in Bio-Qualität angebaut, die mit Gepa mehrjährige Verträge haben. Das ist auf dem profitorientiertem Kaffeemarkt alles andere als selbstverständlich. Wir finden: Wer in die Welt des Fair Trade Kaffees einsteigen will, ist bei Gepa genau richtig. Über gepa-shop.de*.
4 | NATURATA – Entkoffeinierter Kaffee aus Lupinen oder Getreide
Hast du schon mal Getreide-, Zichorien- oder Lupinenkaffee probiert? Falls ja, wirst du Naturata wahrscheinlich kennen – und falls nicht, wird es höchste Zeit! Das Unternehmen mit sehr hohen Bio-Standards hat natürlich auch klassischen Fairtrade Kaffee im Sortiment, hat sich aber vor allem auf Kaffee spezialisiert, der nicht aus einer Kaffeebohne besteht. Diese sind entsprechend koffeinfrei, aber reich an Geschmack und ganz was anderes. Lupinenkaffee hat zum Beispiel ein sehr kräftiges und vollmundiges Aroma und ist perfekt für alle, die nach dem Dinner den Geschmack von Kaffee genauso verlangen wie entspanntes Einschlafen. Plus: Lupinen müssen nicht weit geschifft werden, sondern kommen – zumindest im Fall von Naturata – aus Deutschland. Über frogcoffee.de*.
5 | LEBENSBAUM – Nachhaltiger Bio Kaffee für Genießer
Vom klassischen Kaffee Crema oder Espresso bis hin zu Single Origin Herkunftskaffees und Instant-Varianten: Lebensbaum hat eine große Auswahl an Kaffee für jede Zubereitungsform. Alle Kaffees sind zu 100% biologisch und teils auch Demeter-zertifiziert. Gekauft wird direkt bei Kooperativen und Landwirten, geröstet wird klimaneutral in einer der ältesten Bio-Röstereien Deutschlands. Über frogcoffee.de*.
6 | SOLINO – Arabica Kaffee aus Äthiopien
Kaffee von Solino ist fairer als fair: Der Kaffee kommt nicht nur aus Äthiopien, sondern wird auch zu 100% in Äthiopien hergestellt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die komplette Wertschöpfungskette – vom Anbau, der Ernte bis hin zur Röstung und dem Etiketten-Druck – kommt den Menschen in Äthiopien zugute, es werden Jobs und Perspektiven geschaffen. Nach eigenen Angaben erhält Äthiopien auf diese Weise 60% mehr Geld für den Kaffee. Apropos: Bei Solino handelt es sich um reinen Hochland Arabica Kaffee, also einem der besten Kaffees der Welt. So viel Gutes in einer Packung! Über frogcoffee.de*.
7 | KAFFA – Wildkaffee , der den Regenwald schont
Wilder Kaffee? Jawohl! Arabica-Kaffee, wie er bei Kaffa verwendet wird, wächst frei in der gleichnamigen Region Äthopiens. Sein Aroma wird vom Wetter, der Beschaffenheit des Bodens und der Höhe beeinflusst und schmeckt daher nicht nur ganz anders als Kaffee von der Plantage, sondern auch immer einzigartig. Wichtiger Nebeneffekt: Durch soziale Projekte und fairen Handel mit Bauern und Bäuerinnen in der Region wird auch der Regenwald geschont, der aufgrund des wenig ertragreichen Wildkaffees immer weiter gerodet wurde und stattdessen unter anderem als Weidefläche genutzt wird. Über frogcoffee.de*.
8 | MOUNT HAGEN – Fairtrade-Klassiker in Bio-Qualität
Als ich mich das erste Mal mit Fairtrade Kaffee auseinandergesetzt habe, ploppte plötzlich überall Mount Hagen auf. Das Hamburger Label ist ein weiterer Klassiker im Biomarkt und zurecht extrem beliebt. Neben ganzen und gemahlenen Bohnen gibt es auch Fairtrade-Cappuccino, Instant-Kaffee und Malz-Landkaffee, die natürlich alle in Bio-Qualität daherkommen und teilweise das Demeter- oder Naturlandsiegel tragen. Über frogcoffee.de*.
9 | RAPUNZEL – Bio-Pionier mit fair gehandeltem Kaffee
Schon das Verpackungsdesign des Rapunzel Kaffees spricht uns an, die inneren Werte aber erst recht: Auf der Packung sind die »Kaffeehelden« des Labels aus Bayern zu sehen, also die Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, die den Kaffee fair und nachhaltig anbauen. Und die kommen im Fall des Biolabels unter anderem aus Kolumbien, Peru, Tansania oder Mexiko. Seit 1992 gibt es das Hand in Hand-Fairhandels-Programm von Rapunzel. Das firmeneigene Siegel tragen die Produkte, deren Rohstoffe zu mehr als 50% von Hand in Hand-Partnern stammen, also zertifiziert fair gehandelt werden. Neben Röstkaffee gibt auch spezielle Herkunftskaffees sowie Instant- und Getreidekaffee. Über frogcoffee.de*.
10 | CAFÉ INTENCIÓN – Fairtrade Kaffee in Bio-Qualität
Café Intención kennt wahrscheinlich so gut wie jeder, der regelmäßig im Supermarkt vorbeischaut. Denn er fällt mit seiner gelben Farbe sehr auf. Was man wissen sollte, dass hinter Café Intención die Kaffeerösterei J.J. Darboven steht. Neben ganzen und gemahlenen Kaffeebohnen gibt es auch Kaffee Pads. Das zertifizierte Unternehmen engagiert sich über die Fairtrade-Richtlinien heraus und unterstützt beispielsweise Bildungsinitiativen und fördert aktiv die nachhaltige Landwirtschaft in den Herkunftsländern des Kaffees Über frogcoffee.de*.
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Fotos: PR
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