Verliebt, verlobt, verheiratet – verreist. Wir haben ein neues Lieblingswort: Flittercamping. Wie so eine fünfwöchige Hochzeitsreise mit dem Camper durch Bayern und Österreich aussieht, welche großartigen Tipps rund um Bergerlebnisse, Wanderungen, Naturcampingplätze & Co. wir für euch haben und weshalb Flitterwochen in Deutschland und Österreich alles andere als öde sind.
Die frische Bergluft weht um meine Nase, während ich noch gemütlich im Van unter der dicken Decke mummel. Roman ist bereits aufgestanden, fotografiert den Watzmann in der aufgehenden Morgensonne, der sich langsam aus dem Nebel emporhebt. Die Tür unseres roten Feuerwehrautos steht weit offen und das Licht kitzelt meine Augen. Rieche ich da etwa schon frischen Kaffee? Seit vier Wochen sind wir on the road. Entdecken, staunen, wandern, faulenzen, uns treiben lassen. Am 20. Juni 2020 haben Roman und ich geheiratet. Den Termin hatten wir schon seit fast zwei Jahren mit tausend Herzchen im Kalender markiert. Dann kam Corona. Aus unserer Feier mit Freunden wurde eine Trauung im kleinsten Kreis. Ein doch noch perfekter Tag. Und aus unserem eigentlich geplanten, dreimonatigen Roadtrip durch UK bis hoch in die Highlands wurden Flitterwochen in Deutschland und der Alpenregion in Bayern und Österreich. Fünf Wochen lang naturnah leben, reisen, sich in die Berge verlieben.
Flitterwochen in Deutschland & Österreich – wir haben uns getraut
Unser Feuerwehrauto haben wir bereits seit einigen Jahren. Doch unsere Flitterwochen in Deutschland und Österreich war unsere erste, mehrwöchige große Tour. Wir haben vorab einige Campingplätze recherchiert und reserviert – denn auch wenn ich das Vanlife liebe, ich bin definitiv keine Freundin von stressigem Schlafplatzsuchen am Abend. Hin- und Rückfahrt haben wir in drei Tagen mit Stopps über Landvergnügen und Park4Night entspannt organisiert.
Wir waren uns bewusst, dass unsere Flitterwochen in Deutschland und Österreich schön werden. Aber dass sie so ein riesiges Geschenk wurde, mit 1000 wundervollen Natureindrücken – von Bergspitze über Klammwanderung bis Sonnenuntergang am Bergsee – das war uns vorab nicht klar. Ich finde, wir sollten viel öfter Urlaub im eigenen Land machen. Oder ein bisschen über die Ländergrenzen hinweg reisen und unsere Nachbarländer besuchen. Und weil ich unser Glück manchmal noch gar nicht fassen kann, möchte ich unsere Perlen heute mit dir teilen. Hoffentlich hast du bald Zeit, einen dieser wunderbaren Orte zu erleben.
Mittenwald und die Zugspitzarena
Unser erster Campingplatz in der Nähe der Zugspitze war bereits eine mega Überraschung. Zwar sah der Naturcampingplatz nahe Mittenwald bereits im Netz schön aus – aber vor Ort war es noch grandioser. Wir hatten einen Platz ganz allein, direkt an der Isar, in die ich morgens zum Aufwachen immer reingesprungen bin. Eiskalte Erfrischung! Der Campingplatz hat tolle Sanitäranlagen inklusive Regenduschen und ist super sauber.
Von dort fährt direkt ein Bus vor der Tür und wir haben Ausflüge hoch auf die Karwendelspitze gemacht – auf der Alm gibt es sogar vegane Schupfnudeln. Oben ist eine kleine Wanderung rund um den Gipfel möglich. Wer klettersicher ist und Geschirr hat, kann oben auch grandios klettern. Ein Highlight in der Region? Die Leutaschklamm in Mittenwald. Kurzeitig dachte ich, wir seien in Thailand. Wer mag, kann von der Klamm aus zu moderaten oder längeren Wanderungen starten.
Wir gönnten uns einen Tagesausflug an den Walchensee. Der Vergleich klingt immer ein bisschen kitschig: Aber es war wirklich wie in der Karibik. Das Wasser war malerisch und wir wanderten gemütlich für einige Stunden um den See.
Nach ein paar Tagen führte unser Weg weiter auf die österreichische Seite, wo wir an dem kleinen, gemütlichen Campingplatz Dr. Lauth einkehrten. Abends hatten wir aus dem Van sogar Blick auf das Zugspitzmassiv. Beim Alpenglühen und abendlicher Pasta ging uns das Herz auf! Persönliche Empfehlung: Die Fahrt mit der Gondel auf die Zugspitze lohnt sich meiner Meinung nach nicht. Für zwei Personen zahlst du fast 100 Euro und oben ist nicht viel los, außer zwei Aussichtsplattformen, Unmengen an Touris und Haxe-Essen.
Blindsee und Plansee, euch gehört mein Herz
Auf unserer Hochzeitsreise hatten wir uns vorgenommen, dass wir gerne die bayerischen und österreichischen Bergseen kennenlernen wollen. In Österreich war unser erstes See-Date der Blindsee. Du zahlst sechs Euro an einer Schranke, um mit dem Auto zum Seeparkplatz zu gelangen. Ich kann dir sagen: Es lohnt sich so sehr! Wir waren im kristallklaren Wasser schwimmen und haben den See in circa zwei Stunden umwandert. Das geht sicherlich schneller, aber Roman und ich bleiben gefühlt alle fünf Meter stehen um innezuhalten und zu staunen. Ein Traum! Wasser, Wald, Weite, Bergblick. Was wünscht man sich mehr?
Unser nächster Stopp auf der Hochzeitsreise: Der Plansee in der Zugspitzarena. Durch eine Routenänderung kamen wir eher ohne Plan zum Plansee – wir hatten den See vorher nicht auf dem Reiseschirm gehabt. Geschlafen haben wir auf dem Campingplatz Seespitz. Rückblickend kann ich sagen, dass dieser Platz mein liebster war. Er ist terrassenförmig angelegt und von jeder »Etage« kannst du den See sehen. Wir waren jeden Tag baden, ich habe morgens Yoga am See gemacht und bin dann gleich ins kühle Nass. Wir sind SUP gefahren, haben Radler mit unseren Campingnachbarn getrunken und starteten eine atemberaubende Wanderung zu den Stuibenfällen. Das Auto haben wir einige Tage nicht bewegt.
Chiemsee ist so lala
Unser nächster Halt war der Chiemsee. Einer der größten Seen Deutschlands. Leider gab es hier mehr E-Bike-Raser und motzige Tourist:innen als viele Naturerlebnisse. Die Umgebung ist schön – aber nach vielen Tagen in den Bergen packte uns schon nach einer Nacht die Sehnsucht nach den Gipfelspitzen. Der Möwenplatz, auf dem wir nächtigten, war ein Reinfall – ein typischer Spießer-Campingplatz. Leider etwas, das wir nicht so sehr mögen. Viele Regeln, kaum Grün, schlechte Energie. Wir haben uns die Tage trotzdem schön gemacht, liehen uns Fahrräder aus und erkundeten die faszinierenden Inseln im Chiemsee – der übrigens an der tiefsten Stelle über 500m ins Erdreich ragt. Sollten wir jemals wieder an den Chiemsee kommen, bleiben wir auf dem Chiemsee Strandcamping.
Pinzgauer Saalachtal und unsere Klamm-Liebe
Kurzerhand entschlossen wir uns, dem Chiemsee Goodbye zu sagen und einen alten Freund aus Hamburg zu besuchen, der mit seiner Familie nach Leogang in Österreich gezogen war. Wir schliefen im Bus auf dem Parkplatz, schmausten Knödel, saßen am Lagerfeuer und vertieften unsere Klamm-Liebe. Einen Tag besichtigten wir die Seisenbergklamm – eine faszinierende Naturgewalt mit tollen Waldwanderwegen. In den höhlenartigen Klamm-Gängen fühlst du dich, als ob du gerade im Herzen von Mama Erde wandelst. Next Stop: Vorderkaserklamm. Wir besuchten die Klamm an einem so unfassbar verregneten Tag, dass wir uns vorkamen, als stünden wir in einer brausenden Bergdusche. Am Nachmittag legte sich der Regen etwas. Unmittelbar nahe der Klamm erstreckt sich ein weites Flussbett, an dem du wunderbar entdecken, schlendern, bauen und bestaunen kannst. Es folgte zur Weiterreise eine Nacht auf dem Campingplatz Grubhof, Panoramaduschen mit Bergblick inklusive.
Berchtesgadener Land und der König der Seen
Auch wenn die Region rund um den Königsee wirklich äußerst touristisch ist, so ist sie auf alle Fälle mindestens einen Besuch wert. Unser Van stand in dieser Zeit auf dem Campingplatz Mühlleiten mit direktem Blick auf das Watzmannmassiv. Zu unserer Zeit im Nationalpark begleitet uns viel Regen. Zum Glück? Dadurch waren die im Sommer sehr ausgebuchten Elektroboote, die dich auf dem Königsee zu zwei Haltepunkten fahren, nur moderat ausgebucht. Wir haben die Tickets bei der Seenschifffahrt vorab online gekauft – so gab es kein Rumgestehe und Warten an der Kasse am Hafen. Denn an sonnigen Tagen wartet man hier bis zu zwei Stunden. Die Boote bringen dich in rund 50 Minuten an das andere Ende des Sees zum Halt Salet. Ich kam mir vor, als ob ich geradewegs in ein perfektes Alpengemälde geschubst wurde. Knochige, alte Bäume, grüne Wiesen, steile Hänge und eine Natur, die kraftvoller nicht sein könnte. Wir wanderten zum Obersee, atmeten die Stille ein, ließen uns nassregnen und fühlten uns vollkommen verbunden.
Als die Sonne sich am nächsten Tag wieder zeigte, gönnten wir uns eine Gondelfahrt mit der Jennerbahn hoch auf den Gipfel. Oben vom Gipfelkreuz hast du einen traumhaften Blick über den Königsee, die Almen und die Nationalpark Wanderwege. Oben vom Jenner kannst du auf mehrtägige Almwanderungen mit Übernachtungen starten – gerade jetzt in der Corona-Zeit bitte unbedingt Schlafplätze vorreservieren.
Good to know: In den meisten Alpenregionen erhältst du eine Touristenkarte, mit der du das öffentliche Bus-System nutzen kannst. Das haben wir die meisten Tage gemacht und konnten das Auto so oft stehenlassen.
Oberpfalz und Heimreise
Zum Ende unserer Reise machten wir noch einen Stopp im Bayerischen Wald und darauffolgend in der Oberpfalz. Am Murner See trafen wir uns mit meiner liebsten Freundin Luise und ihrem Freund Fabian, die sich gerade einen eigenen Katamaran gekauft hatten. Erste Segelmanöver auf dem benachbarten Brückelsee inklusive. Die kleine Seengruppe in der Oberpfalz ist herrlich ruhig und erfrischend und unser Campingplatz lag direkt am Seeufer.
Flitterwochen in Deutschland – Ab nach Hause
Auch die Heimreise bis nach Hamburg gestalteten wir entspannt in mehreren Etappen mit Landvergnügen Stellplätzen. Als sich der Hamburger Hafen auf einmal vor uns erstreckte, freuten wir uns auf eine warme Dusche – und vermissten gleichzeitig bereits alles, was wir auf dieser Reise erlebt hatten.
Wir werden nächstes Jahr wieder mit dem Bus in die Berge reisen. Alte Bekannte Seen und Gipfel besuchen und zu neuen Bergabenteuern starten. Wir zählen bereits die Tage, bis es wieder los geht.
Dieser Artikel enthält nicht alle Reise-Perlen, die wir gesammelt haben. Sonst wäre es ein eigenes Buch geworden. Wenn du Fragen zu unseren Flitterwochen in Deutschland hast, kannst du mir immer gerne schreiben.
Fotos: Roman Dachsel, Sarah Buth
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