Pay me fair! Warum Frauen oft schlecht bezahlte Angebote annehmen

Pay me fair! Warum Frauen oft schlechte bezahlte Angebote annehmen und weniger als Männer verdienen, Gehalt, Vergütung, weniger Geld, faire Bezahlung für Bloggerinnen

Dass Frauen oftmals weniger verdienen als Männer ist (leider) nichts Neues. Auch die Eco Branche ist davon betroffen. Der Gender Pay Gap ist real und betrifft viele von uns. Der (unbereinigte) Gender Pay Gap lag 2019 bei 19%. Das bedeutet: Frauen verdienen im Durchschnitt pro Stunde 19% weniger als Männer.

Ein Fakt, der mir außerdem kurz die Sprache verschlagen hat: »In keinem einzigen Wirtschaftszweig verdienten (im Jahr 2019) Frauen mehr als Männer.« Wait – what? Ein weiterer Aspekt, der mit dem Thema Geld zu tun hat: Frauen fällt es oftmals schwer, eine gerechte Bezahlung einzufordern. Auch wir Bloggerinnen sind davon betroffen – und ich frage mich: Warum ist das so?

Faire Bezahlung von Bloggerinnen – Der Appell ans gute Gewissen

Wenn ich mich mit Bloggerkolleg:innen austausche, kommen wir meist an einem Thema nicht vorbei: dem lieben Geld. Genauer gesagt, am Thema Honorar und wie viel Geld man für seine Arbeit verlangen kann. Obwohl wir alle bereits seit einigen Jahren im Bereich Social Media arbeiten, haben wir jedes Mal erneut ein Fragezeichen im Gesicht, wenn eine neue Mail mit der Bitte um ein Angebot im Postfach landet. Nicht selten kommen diese Fragezeichen zustande, weil kurz zuvor eine Absage eingetrudelt ist. »Das ist zu teuer, bei deiner Reichweite können wir nicht so viel zahlen.« Auch mittlerweile ein Klassiker: »Wir sind ein junges Start-Up und haben leider kein Budget. Aber wir setzen uns genau wie du für die gleiche Sache ein – lass uns gemeinsam was Gutes tun!« Uff. Das sitzt. Und da kommt sie wieder um die Ecke – die Unsicherheit, wie viel die eigene Arbeit eigentlich wert ist.

Doch gehen wir noch mal einen Schritt zurück. Woher kommt es, dass es Frauen so schwer fällt, eine gerechte und faire Bezahlung zu verlangen? Woher kommt mein schlechtes Gewissen, wenn ich mich mit dem Angebot, was ich zugesendet bekomme, nicht zufrieden gebe – weil es einfach schlicht zu wenig für meine Arbeit ist? Und – bekommen Männer auch E-Mails, in denen mit Gutherzigkeit, dem Eintreten für die Sache und der Rettung der (Um)welt argumentiert wird? Oder fällt es ihnen einfach nur leichter, mit sowas umzugehen? »Ein bisschen kommt es mir so vor, als wäre die Forderung nach mehr Geld ein Muskel, den wir Frauen nie trainiert haben.«, schreibt Michèle Loetzner. Ich kann nur zustimmend nicken.

Geht das nicht billiger? Wie auf den »Goodwill« von Frauen gesetzt wird

Die eigentliche Ursache dieses Problems wird recht schnell klar – es hat viel mit gesellschaftlichen Normen zu tun. Wie Frauen »sein sollen«. Doch das fängt meist schon sehr viel früher an – nämlich im Kindesalter. Bereits jungen Mädchen bringt man bei, bescheiden zu sein. Zurückhaltend, nicht so laut, das ziert sich nicht. Dankbar zu sein. Sanft und feminin. Wer laut und frei heraus ist, hat direkt was burschikoses an sich – »verhalte dich mal nicht so wie ein Junge«. Und diese Maxime hat sich in unsere Köpfe eingebrannt. Von Frauen wird verlangt, dass sie dankbar sind, bescheiden. Wer sich dann noch als Frau mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, tritt doch für eine gute Sache ein, oder nicht? Und schon ist es wieder da, dieses Hinterfragen.

Wie viel Geld ist meine Arbeit wert?

Man könnte jetzt einfach sagen, dass Frau sich einfach nicht so anstellen soll, dass man einfach auf das Honorar bestehen muss, was einem zusteht. Doch so einfach ist das nicht. E-Mails, die Sätze wie »So kommen wir nicht zusammen, geht das nicht billiger?« enthalten, lösen etwas in einem aus. Es wird sich auf den »Goodwill« der Frauen verlassen, darauf, dass der Wunsch, etwas zu verändern größer ist, als der Vorsatz, auf eine faire Bezahlung zu beharren. Und ja, so hart das auch klingen mag – da steckt oftmals System dahinter. Große Reichweite von Blogger:innen für wenig oder gar kein Geld. An einigen Stellen spielt hier bestimmt auch Unwissenheit mit rein. Mit Blogger:innen zu arbeiten ist für viele Unternehmen noch immer Neuland. Doch dieses Unwissen darf sich nicht auf Kosten von Frauen immer weiter durch die ganze Branche ziehen. Denn am Ende geht es bei dem Thema Bezahlung nicht (nur) um Geld – es geht um Wertschätzung. Mir ist die Arbeit, die du erbringst, eine faire Bezahlung wert. Klingt irgendwie selbstverständlich, oder? Ist es aber leider nicht. Eigentlich ist es ein Paradox – denn gerade in der Eco Branche geht es um das Thema Fairness. Nachhaltige Produktion, faire Bezahlung für die Produzent:innen. Doch das schlechte Gewissen ist nie weit entfernt. »Nach mehr Geld fragen. Wie unangenehm. Das fühlt sich undankbar an, fast schmutzig.«, bringt es Michèle Loetzner auf den Punkt.

Zwischen rebellischem Hochgefühl und Vernunft

Aus diesem Wertesystem auszubrechen fühlt sich nach einem großen Akt der Rebellion an. Weg da, hier komme ich. Du willst mich im Preis drücken? Dann Ciao Kakao, ich komme auch ohne dich zurecht. So eine E-Mail zu formulieren fühlt sich wahnsinnig stark an. Der Moment kurz vorher meist nicht so. Es gibt immer eine innere Stimme, ganz leise, die einen doch versucht zu überzeugen, das Angebot anzunehmen. Komm schon, ist nur dieser eine Auftrag, der danach wird besser bezahlt. Aber so hast du sichere Einnahmen! Der Grat zwischen dem rebellischem Hochgefühl und der Vernunft, die vorsichtig anklopft, ist schmal.

Aber warum gehen wir trotzdem immer wieder auf solche Deals ein? Warum fällt es uns so schwer nein zu sagen?

Das Problem findet man nicht nur in der Eco-Bubble, sondern ebenso in vielen anderen Branchen auch. Die Ergebnisse einer Studie, die an der Carnegie Mellon University durchgeführt wurde zeigen, dass 57% der Masterstudenten ihr erstes Gehalt verhandelt haben. Bei den Masterstudentinnen waren es nur sieben Prozent. Frauen nehmen das vorgeschlagene Gehalt eher einfach hin, sind dankbar für die Möglichkeit und stellen ihre eigenen Talente unter den Scheffel.

Sind bessere Zeiten in Sicht?

Vielleicht sind wir es einfach (noch?) nicht gewöhnt, Frauen mit einer starken Meinung zu sehen. Eine Frau, die sagt was sie will wird schnell als zickig oder arrogant abgestempelt. 
Dass sich daran etwas ändern muss, ist klar. Doch eine Veränderung muss auf beiden Seiten passieren – denn auf die Gutherzigkeit von Frauen zu setzen kann keine Lösung für die Eco Branche sein. 
Eine Möglichkeit wäre: das Thema Geld nicht nur kleinlaut, hinter vorgehaltener Hand andeuten, sondern aktiv in den Austausch gehen. Adiéu »über-Geld-spricht-man-nicht«, hallo Transparenz! Denn damit in diesem Bereich mehr Fairness einzieht, muss man ja wissen, an welchem Punkt man sich gerade befindet.
Eine weitere Möglichkeit, die jede von uns umsetzen kann: sich bewusst machen, was die eigene Arbeit wert ist. In den Austausch mit anderen gehen und diese leise Stimme, die einem sagen möchte, dass auch schlecht bezahlte Aufträge wenigstens ein bisschen Geld rein bringen, verstummen lassen. So können wir gemeinsam dafür sorgen, dass Frauen nicht mehr auf ihre Gutmütigkeit reduziert, sondern für ihre Arbeit fair bezahlt werden.

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Fotos: Andrea Piacquadio/Pexels, Anna Shvets/Pexels, Anthony Shkraba/Pexels

 

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